Da sich die Zeitungen Zeit und Welt einen Dreck um unbedeutende, namenlose Personen scheren, poste ich meinen Weihnachtsartikel nun hier. Obwohl ich zugeben muss, dass mir damit ganz sicherlich nicht Ruhm und Ehre zustünden. Ich kann mich aber auch nicht wirklich mit Weihnachten identifizieren. Das weihnachtlichste, was ich geschrieben habe, ist das kursiv gedruckte aus diesem Artikel. Das war letzes Jahr an Heiligabend, als ich abgehauen bin, meine Ruhe haben wollte und eine Art Brief geschrieben habe. Später bin ich dann meinen angeheiterten Eltern begegnet und sie haben den Brief nicht einmal gesehen… Und wenn man gelesen hat, was in etwa drinsteht und die Tatsache bedenkt, dass der Brief (auf WEIßEM Papier gedruckt) auf einem LEEREN Tisch auf einer BLAUEN Tischdecke STAND (einmal gefaltet und hingestellt), dann muss man sich schon fragen, wie blind man sein kann, so etwas nicht zu sehen.
Aber egal. Das war der erste und letzte gefühlvolle Brief an meine Eltern und ich denke mir, dass sie deren Bedeutung sowieso nicht verstanden hätten. Kai würde meinen, das sei die Einsicht. Sie wollen nicht sehen, nicht einsehen. Sie wollen, dass alles normal verläuft und ich nicht kompliziert bin.
Was ich jedenfalls dieses Weihnachten mache bleibt noch offen. Vielleicht gehe ich ja raus, nachdem hier Bescherung war. Ich weiß schon, was ich bekomme. 1. Stiefel aus M. (ich war dort mal in einem Schuhladen und der lässt mich auch online nicht los…) und 2. die neue Harry Potter DVD. Was der Rest wird, weiß ich nicht. Hauptsache das Fremdwörterlexikon ist dabei. Denn das brauche ich unbedingt, um Jo, Dieter und meine Lehrer zu ärgern…
Auf meiner Wunschliste standen ansonsten noch die Biografie-DVD von Max Frisch, der Film French Kiss und das wars. Über einen Nietengürtel würde ich mich irgendwie auch freuen…denn es ist genau wie mit dem schwarzen Nagellack…normalerweise gibt es diese Gürtel ja massenhaft auf Jahrmärkten. Dieses Jahr habe ich keinen einzigen gesehen. Anscheinend sind die wohl für die Masse „out“…
Aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab…lest, was ich über Weihnachten geschrieben habe. : )
Weihnachtszeit – Harmonie?
Was assoziiert man mit Weihnachten?
Familie, Geschenke, Plätzchen, der Geruch von Zimt und Mandarinen, edles Essen, Weihnachtsbaum, Jesu Geburt, etc. Vor allem aber steht der Begriff Harmonie ganz oben bei den Weihnachtssternen. Alles kommt in Einklang und findet seine Ruhe; an Heiligabend.
Doch wenn man sich die modernen Entwicklungen der Weihnachtszeit so ansieht, dann bemerkt man, dass nicht alles immer so harmonisch ist, wie es zu sein hat.
Es beginnt bereits im Oktober mit den Weihnachtsdekorationen, Zipfelmützen und Adventskalendern. Überall wo man hinsieht, schmückt rot, weiß und grün die Läden. Das erinnert natürlich unmittelbar die etwas nachlässigen Käufer, an ihre Geschenke zu denken und die Wirtschaft ein bisschen anzukurbeln. So gerät jeder in Hektik und die Besorgungslisten werden immer länger. Zu jeder Zeit wird bereits im Geiste überlegt, wem man noch was schenken muss. Doch eigentlich muss sich niemand verpflichtet fühlen. Eigentlich hat Weihnachten einen ganz anderen Hintergrund, als es uns das singende Christkind und der winkende Weihnachtsmann weismachen wollen.
Im Grunde genommen fragen sich die wenigsten, warum man Weihnachten eigentlich feiert. Immerhin feiern es Christen, Atheisten und sogar Harry Potter in Hogwarts.
Das Ausschlaggebende ist die Geburt Jesu, die allerdings bei einigen etwas in den Hintergrund rückt. Es muss auch keiner daran glauben und eigentlich, ja auf das Beschränkteste reduziert, ist Weihnachten das Fest der Liebe. Und zwar nicht nur der Liebe zwischen zwei Personen, sondern auch das Fest der Liebe zur Familie und zu Freunden.
Man vergisst jedoch schnell, dass nicht jeder eine Familie hat, bei der er Weihnachten feiern kann. Streit, Trennung und die üblichen Katastrophen überschatten die sonst so fröhliche Weihnachtszeit bei so manch einem. Es mag zwar das Fest sein, an dem alle zusammenkommen, sich gegenseitig eine Freude zu machen versuchen, aber nicht jeder hat auch Freude daran mit seiner Familie zu feiern. Vielleicht feiert dieser jemand alleine, irgendwo im stillen, während die Eltern nebenan ihren Kindern vermitteln, dass es den Weihnachtsmann gibt. Und dieser jemand mag sich, auch wenn er es nicht immer zugibt, ziemlich einsam fühlen. Keiner in der Nähe, keiner mehr da, keiner, der mit einem das Fest der Liebe feiert. Traurige Aussichten. Auch wenn die Liebe da ist, sie reicht doch nicht soweit jemanden einzuladen, von dem man sogar weiß, dass er sein Fest bei Kerzenschein vor dem Fernseher verbringen wird.
Aus diesem Grund sieht man wohl unzählige Kontaktanzeigen in den Zeitungen von Menschen, die noch Last Minute einen Partner suchen, weil der Heiligabend ihnen wie ein Abgabetermin erscheint, der sie in Stress versetzt. Das scheint wohl die Art von Weihnachtsstress zu sein, der Singles unterliegen.
Allerdings haben es Familien auch nicht viel leichter. Denn die Organisation eines Weihnachtsfestes erweist sich in allen Punkten als schwierig. Mal brennt der Baum ab, mal verbrennt das Essen, mal geschieht ein Skandal wie bei Mr. Bean. Es ist somit nicht alles Christbaumschmuck, was glänzt.
Eigentlich ist an Weihnachten gar nichts harmonisch. Das Gehetzte, um noch alle Weihnachtsgeschenke einzukaufen; das Überlegen, wem man was schenken möchte; das Plätzchen backen; das Organisieren; das Schmücken des Weihnachtsbaums;…das ist alles Stress und im Endeffekt läuft alles nur auf einen Abend hinaus, der schneller vorbei ist, als er herannaht. Und wenn es soweit ist, dann rückt doch die Liebe eher in den Hintergrund. Sicherlich, sie ist da, aber zu selten wird sie ausgesprochen. Und das nicht nur an Weihnachten.
Einige haben somit an diesem einen, heiligen Abend nur Geschenke im Sinn, andere das Schenken. Wiederum andere richten ihrem Fokus aufs Essen und dann gibt es noch die Leute, die sich gepflegt einen antrinken. Und manche sind froh, wenn endlich wieder Ruhe einkehrt.
So feiert jeder sein individuelles Weihnachten. Alles ist so vertraut wie immer, aber doch irgendwie anders.
Deswegen ist Weihnachten nicht nur das Fest der Liebe und der heruntergesetzten Preise, sondern verschafft eine durch und durch paradoxe Atmosphäre. Man schmückt den Baum – wenn er gerade steht, backt wohlriechende Plätzchen – wenn sie nicht anbrennen und hört Last Christmas – was man in der Vorweihnachtszeit verachtet und dann nach dem hundertsten Mal doch mitgesummt hat. Denn man denkt an sein letztes Weihnachten und die mühsam herbeigeführte Harmonie. Und man denkt, dass sich für diese paar Stunden doch alles gelohnt hat.