Vom System und anderen kuriosen Beziehungen…

Ich kann mein Versprechen nicht halten und jeden Tag reinschreiben…das macht aber nichts, weil dafür jetzt etwas schwerer Stoff kommt. ; )

Ein Café. Der Ort eines Anfangs oder des Anfangs vom Ende. Spielt sich heute ein Liebesdrama ab? Oder sitzt schon ein paar Tische weiter ein Mensch, der mich versteht…
Oder ist das hier einfach nur ein Ort, um Kaffee zu trinken und der Versuchung zu unterliegen, bei den anderen Leuten am Nebentisch zu lauschen.
„Der hat sich getrennt…“
„Sie ist eine Schlampe…“
„…arbeitslos…“
„…Sekretärin gevögelt…“
„…fünf in Mathe…“
„…alles verzockt…“

Zukunft? Liebe!? Leben!

 

Ich frage mich, wie es sich am besten Leben lässt, so dass es Sinn gibt. Ob das Leben überhaupt einen Sinn ergibt, sei mal noch dahingestellt. Unbeantwortet. Es ist eine Frage, auf die es keine Antwort gibt, dessen Antwort ich aber trotzdem unentwegt suche.

Mich hat vor kurzen ein Kerl angeschrieben, der sich bei mir nach dem Sinn des Lebens erkundigen wollte. Ich habe nämlich bei Wer-kennt-Wen unter Hobbys „den Sinn des Lebens suchen stehen“ Auf meine Mail kam zwar nichts zurück, ist mir aber egal:

Zum Sinn des Lebens.
Einige meinen, es ist das Leben an sich. Mir reicht das aber nicht. Irgendeine tiefere Bedeutung muss es doch geben! Warum sterben wir? Ist Leben nur der Zerfall, was letztendlich „Tod“ bedeutet? Sind wir schon längst tot, weil wir schon mal gelebt haben? Und was passiert, wenn wir uns umbringen? Geht es im Leben darum so viel wie möglich zu erfahren? Oder dreht sich alles nur ums Familie gründen und noch mehr Leid in die Welt zu setzen? Geht es darum seine 100 % zu finden? Zu Lieben bis zum Tod? Nur für die Liebe leben, für die eine Person, sich selbst vergessen und sich letztendlich die Kugel geben, weil man nicht „Eins“ werden kann? Sind wir alle im Grunde genommen alleine? Jeder für sich mit seinen Gedanken und seinem Leben… Vielleicht geht es im Leben um Erfolg. Darum etwas Produktives zu leisten. Darum, ewig zu leben. So wie Kurt Cobain, Marilyn Monroe, Goethe, Mozart. Es sind alles Namen, die man nicht vergisst.
[…]
Vielleicht hat ja jeder hier seine Aufgabe. Vielleicht besteht sie auch nur darin glücklich zu sein. Oder Aufopferung für jemanden anderen. Oder mit seinen Ideen die Welt verändern. Vielleicht ist relativ. Aber warum leben dann die einen nur bis 17 und die anderen bis 100? Warum werden am Tag Kinder entführt und ich laufe nachts um 12 durch den Wald und lebe immer noch? Wer hat sich ausgedacht, dass manche Menschen leiden müssen und andere wiederum eine Hotelkette erben und auf Postern halbnackt für Sekt aus der Dose werben?
Gibt es Schicksal oder ist Schicksal Zufall? Der Kreislauf wiederholt sich…und jedes mal ist man ein Stückchen schlauer, aber irgendwie auch nicht. Es gibt nur neue Möglichkeiten, keine Antworten…

 

Fahren wir fort:
Was zum Beispiel ist mit denen, die weniger haben, arbeitslos sind? Worin suchen die noch ihren Sinn, wenn sie mit Arbeitslosengeld zufrieden sind und die ganze Wirtschaft sowieso untergeht?
Ich mache mir sorgen, wie das in ein paar Jahren aussehen wird….momentan ist die Lage ja wieder halbwegs gut, aber was ist mit ausziehen, Ausbildung anfangen, Job haben, Miete zahlen, jung sein? Als junger Mensch hat man praktisch keine Chancen sich eine Existenz aufzubauen. Überall nur Steuern und Abzocker. Da kann man ja noch bis 30 bei den Eltern leben. Nicht, dass ich verwöhnt bin, man muss nur auf Nummer sicher gehen, oder?
Komischerweise, so schlecht man sich alles auch reden kann; keiner hockt auf der Straße. Zumindest nicht voll und ganz ohne zu Hause und am Sterben. Die Bettler wohnen ja heutzutage auch in irgendwelchen billig-Wohnungen.
Aber Jobs gibt’s trotzdem keine. Für unterqualifizierte Leute genauso wenig wie für überqualifizierte. Auch nicht für Leute, die noch mal ganz von vorne anfangen würden, bereit sind zu lernen.
Ich frage mich, wie das alles funktionieren soll…dieses System in dem man einzahlt und aus dem nichts mehr rauskommt. Was denken die sich? Dass man 24 Stunden am Tag arbeitet um wenigstens ein bisschen was zu bekommen, da der Staat einem alles abzockt? Und Schwarzarbeit ist strafbar…und überhaupt…Kindergeld, Finanzamt, Krankenkasse. So etwas sollte man in der Schule lernen! Ich könnte mich darüber wirklich echauffieren…über diese ganze Gesellschaft. Über Geld. Und über Beziehungen und dass sie Singles sogar noch mehr abzocken als Pärchen. Das unterstreicht meine Vermutung, dass allein sein strafbar ist, sogar noch mehr…von der Gesellschaft einfach nicht anerkannt.

Und somit kommen wir zum nächsten Punkt:
Die momentan beliebteste Frage in meinem Kopf lautet nicht „Was ist der Sinn des Lebens?“ oder „Trinke ich jetzt Weizen oder Bier?“ oder „Was passiert, wenn der LKW jetzt aufs Gas drückt und mich überfährt?“ Nein. Die meistgestellte Frage lautet: „Wie kann eigentlich eine Beziehung funktionieren?!“
Steht sie auf einem Fundament aus wackligen Säulen oder rechnet sich die Zufriedenheit der Partner auf einer Messskala aus? Oder beruht sie auf der geschickten Wahl zwischen Distanz und Nähe? Und bin ich deshalb beziehungsunfähig, weil ich nicht doof bin? Weil ich mir Gedanken darüber mache und normalerweise nicht einfach so mit jemandem zusammenkomme?

Mir geht es einfach nicht in den Kopf. Und je länger ich darüber nachdenke und im Café das Pärchen am Nebentisch anstarre, desto verzwickter werden meine Gedanken. Was ist mit One-Night-Stands oder 2-Wochen-Beziehungen? Oder Fernbeziehungen? Oder Fickbeziehungen?! Was ist mit dem Puff? Und was machen die Frauen in einer Beziehung? Lieben sie? Oder wollen sie nur geliebt werden? Reden sie sich alles schön oder schlecht?
Oder hoffen sie und werden dann eines Tages urplötzlich von Murphys Gesetz überfallen und alles geht den Bach runter?
Was die Männer machen, ist auch nicht immer ganz klar. Jedenfalls wird ihnen vorgeworfen Schweine zu sein, weil sie nur Sex wollen. Ich kann Stelle zwar nicht dementieren, da ich kein Kerl bin, aber ich bin auch nicht männerfeindlich. Ich bin nur eine Art Emanze, die einfach genug von Männern im Zusammenhang mit Beziehungen hat. Und wer halbwegs gut aussieht, hat natürlich das Problem, dass alle nur Sex von einem wollen. Denn die Gesellschaft bleibt trotz kuriosen Bindungen oberflächlich.

Es gibt Paare, bei denen frage ich mich oft, was sie eigentlich noch von Leben erwarten. Da ist die Frau mit dem Top-Job, die schon zu alt für Kinder ist, weil sie immer warten wollte, und der Mann, der ebenfalls gut verdient. Sie sind nicht verheiratet, leben zusammen, aber doch aneinander vorbei. Und eines Tages dreht einer der beiden in dieser Monotonie durch und haut ab.
(Ich hab auch schon von einem jungen Paar gehört, da hat sich die Frau scheiden lassen und ist mit dem Schwiegervater durchgebrannt, der sich ebenfalls scheiden lassen hat. Und das in meiner kleinen 82.000-Einwohner-Stadt!)
Ob Liebe im Spiel war ist fraglich. Vielleicht ist es die Liebe, die nach all den Jahren entsteht. Dieses Sich-aneinander-Gewöhnen. Man hat sich nichts mehr zu sagen, aber Hauptsache, da ist jemand da, den man zumindest halbwegs leiden kann. Nur irgendwann reicht das nicht mehr. Irgendwann genügt Gewissheit nicht mehr, weil sie sich nicht erfüllt, obwohl sie da ist. Es fehlt ein Glücksgefühl. Ein Gefühl. Hochs und Tiefs.
Ein Polizist, mit dem ich einen Abend mal was hatte, meinte immer, dass Liebe in einer Beziehung entsteht. Mir gefällt das aber nicht. Ich halte das nicht aus mit jemandem zusammen zu sein, wenn es nicht von Anfang an *Klick* im Kopf macht. Ich flüchte dann. Denn ich halte diese Nähe nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht wie besessen verliebt in den Kerl bin. Warum sollte ich mir dann eine Beziehung antun wollen? All den Stress und die Sorge um den anderen. Da bin ich lieber alleine und sorge für mich.
Leider sind wir Menschen nicht dazu geschaffen alleine zu sein. Leider muss man früher oder später eine Beziehung führen. Ich als Non-Konformist sehe das natürlich ganz anders, aber bin tief im Inneren dennoch dem Wunsch unterliegen, dass da jemand ist von dem ich was lernen kann, der für mich da ist. Unsichtbar, aber doch da…

Es ist ein Zwiespalt in mir. Einerseits will ich alleine sein, andererseits bin ich zu instabil um mich von der ganzen Liebe um mich herum nicht umhauen zu lassen. Teesorte ist sogar glücklich vergeben und hat ihren Hamburger fallen lassen! Und A., Jo’s bester Freund hat auch jemanden und spielt wieder Liebeskasper…
Ich kann das aber nicht…außerdem gibt es bei mir noch den Sex-Punkt…das Nichts-Fühlen…bei niemandem. Und ich gehe kaputt, wenn ich in der Beziehung nur daran denke, den anderen zu „befriedigen“, während ich selbst nichts spüre. Somit werden die Nähe, die Berührungen, das in den Arm nehmen, das Küssen irgendwann zur Last. Und wenn man jedes mal sowas erlebt, will man nicht mehr, weil es sowieso endet. Weil ich dann Schluss bei etwas machen muss, wo nie was war.

Ich bin sowieso jemand, der allen alles recht machen muss, damit ich auch ja keins auf den Deckel bekomme. Deswegen fällt es mir auch schwer von Menschen so loszulassen, dass sie kein schlechtes Bild von mir bekommen. Mal überlegen: Mit meinem Ex-Freund habe ich am Handy Schluss gemacht…dem Spießer eins mit der Rose übergebraten, Charlie…ach, der ist ja noch okay…dem Anon hab ich auch nie tschüss gesagt…den Typen auf dem Klo hab ich stehen lassen…und Ketchup…ach. Da habe ich es glaube ich richtig gemacht. Da habe ich nichts angefangen, nur um nicht mich sondern jemanden anderen glücklich/unglücklich zu machen, was früher oder später der Fall sein würde. Bei jedem. Wegen diese verdammen Problem, das sich mir nicht erklären lässt.

Ich frage mich manchmal, was ich eigentlich hier suche…mein Ziel ist es jedenfalls so viel Wissen wie möglich in meinem Hirn zu speichern. Und dazu gehört auch die Suche nach jemanden, bei dem sich bei mir das Meer teilt, die Erde bebt, der Himmel sich auftut und die Zeit stehen bleibt. Ist das bei Liebe wirklich so oder jage ich nur irgendetwas kindischem hinterher?

Im Denken bin ich schon ziemlich weit für mein Alter. Damit versetze ich auch oft die Leute in Staunen. Aber mir fehlt eben die Jugendzeit…wo andere Spaß hatten, ihren ersten Kuss hatten, war ich ein scheiß Kind, das von allen fertig gemacht wurde. Das Opfer.
Ich habe damals so viel Leid erlebt, dass ich gar nicht darüber nachdenken will. Schon allein beim Gedanken bekomme ich Panik…
Und deswegen mag ich keine Jugendlichen…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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