Das Neuste vom Schlachtfeld „Beziehung“

Es gibt so enorm vieles, das mich jetzt in diesem Moment beschäftigt…da ich aber weder Zeit noch Lust(!) habe, das ganze hier zu erläutern fasse ich mich etwas kürzer als geplant.

Erstens:
Ich glaube, ich bin krank. Nicht gesundheitlich gesehen, sondern eher psychisch. Eindeutige Anzeigen: Ich mache Sport, wenn auch nicht viel. Und ich war immer seit ich denken kann contra Sport. Ich habe mir immer gedacht, dass das in der Gegend rumrennen und der Stress ausreichen. Und jetzt ziehe ich sogar in Erwägung zu joggen! Nur findet sich da keiner, der mitjoggt…
Noch eine Andeutung auf einen immensen Schlag auf den Kopf: Ich gehe in die Sonne, die heute mittag herausgekommen ist. Und…eigentlich bin ich ein Schattenmensch. Bleich. Weiß. Ich will’s ja nicht übertreiben…aber einmal in die Sonne war früher für mich undenkbar.
Noch ein Grund: Meine zwischenmenschlichen Beziehungen haben sich auf den Kopf gestellt. Ich werde morgen Abend vielleicht kegeln gehen mit einer abgedrehten früheren Klassenkameradin. Und sie bringt ein paar ihrer geistreichen Freundinnen mit. Früher habe ich immer Ausreden gesucht., weil sie mir auf die Nerven ging und ich ihr gebrochenes Deutsch nicht mehr hören konnte. Jetzt unternehme ich wirklich wieder was mit ihr. Und der Kontrast dazu ist ein sehr kühles Verhältnis zu Leuten mit denen ich normalerweise viel unternehme. Meine beste Freundin, meine Nichte,…
Und noch ein Grund: Finanzberater…

Zweitens:
Es ist doch eigentlch enttäuschend, wenn man sich herausputzt und einem dann vermittelt wird, dass man nicht „privat“ sondern „beruflich“ ist. Finanzberater sieht mich also als potenzielle Kundin und nicht, wie ich gedacht habe, als potenzielle Was-auch-immer-Freundin. Aha. … Also früher wäre ich ausgetickt. Für mich natürlich. Heute? Ich habe nichts gesagt. Mich nicht grundlos echauffiert. Normalerweise wäre ich jetzt die nächsten Tage schlecht gelaunt und in Selbstmordstimmung (Ich geb’s zu).
Schön, dass man wenigstens in den Stunden danach dazulernt. Aber ich habe wirklich einfach nur über dieses Ende gelacht und mich mordsmäßig amüsiert. Wenigstens bin ich diesmal nicht der Verlierer.
Und Liebe? Als ob ich mich nochmal so intensiv verlieben würde…die letzte Story habe ich immer noch nicht ganz realisiert. Und ich bin nicht scharf darauf, dass sich da etwas ändert. Etwas einzusehen kann manchmal sehr wehtun. Und das erspare ich mir lieber und verbanne große Teile von Jo irgendwohin. Das klappt ganz gut. Früher wäre ich nicht so stark gewesen. Ich bringe es sogar fertig über ihn zu reden, als wäre er ein ganz normaler Mensch.

Meine Mum fängt komischerweise seit neustem immer von ihm an:
Ich: Ich will mit jemandem Eis essen gehen. (Früher hätte das Kai gemacht, aber der ist ja jetzt verliebt)
Meine Mum: Also Jo hat sicher Zeit. Hättest du dich mehr angestrengt … Liebe …
Ich: Nichts Liebe! An mir lags nicht.
Dann hat sie nichts mehr gesagt. Aber sie fängt immer wieder von ihm an. Wenn sie aus dem Fenster blickt. Wenn ich ein Glas in die Hand nehme,…
Dass ich das überlebe sollte doch ein gutes Zeichen sein. Aber nicht für die Liebe. Vergängnis. Keine Wiederholung…

Und schon wieder bin ich einen Mann los. So langsam sollte ich eine Kartei erstellen: EX-was-auch-immer.
Wie es dazu kam? Nun, wir hatten für heute Vormittag ein Date vereinbart. Er hat gestern Abend politisch korrekt um ca. 20:13 angerufen. So mal ganz zwischendurch muss ihm wohl eingefallen sein, dass WIR noch keine Zeit ausgemacht haben. Ich hatte mich nach dem gestrigen Mittwoch allerdings schon darauf eingestellt, dass das ganze Warten und Hin und Her endlich ein Ende nimmt. Nee, Männer merken es wohl, wenn man sie abhakt und sich somit die Welt nicht mehr um sie dreht.
War mir jedenfalls egal. Ich wurde immer kälter. Ist doch auch verständlich, wenn man mich warten lässt. Ich bin zwar arbeitslos (na ja, fast), aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich den ganzen Tag gerne an einen Typen denke. An Jo habe ich gerne gedacht..mache ich ab und zu immer noch. Aber selten. Und nicht mit Liebe verbunden.
10:15 Uhr: Finanzberater holte mich ab. Wir fuhren in seinem Auto nach B.D. Und dann dudelte er mir eine halbe Stunde etwas auf dem Klavier vor und wir setzten uns wieder ins Auto und fuhren zurück. Er spielt gut Klavier soweit ich das beurteilen kann. Und er kann auch gut singen.
Im Auto meinte er, er hätte noch nie so jemanden zu sich mitgenommen, damit der sich das anhört, … . Ich sagte nach einer kleinen Stille so etwas wie: Ja, und warum hast du gerade mich dann mitgenommen? Er: ..potenzielle Kundin … interessant … Interesse? Ich dache mir ‚Nein‘, sagte nichts Konkretes mehr. Damit war für mich Feierabend. Das war nicht wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war ja darauf vorbereitet gewesen. Ich wusste, dass das ganze einen Haken hat. Ich musste nur mein Lachen unterdrücken und mich noch abweisender verhalten, als ich es sowieso schon war. Mir war das zu blöd. Der soll sich nicht wundern, warum er solo ist. Na ja, was soll ich sagen? Müsste ich mich zwischen Beruf und einem Mann entscheiden, würde ich den Beruf wählen. Und den Mann für nebenher, wenn das ginge. Aber ich bin ja auch kein Experte, was glückliche Beziehungen angeht.
Ich für meinen Teil bin bestens bedient. Das einzige, das mich nur am Single-dasein stört sind die anderen Pärchen. Und die Uhr. Aber eigentlich kann die mir ja auch egal sein. Ich will nie Kinder haben. Immerhin tu ich der Gesellschaft damit einen Gefallen und meinen ungeborenen Kindern auch.

Drittens:
Ich bin schrecklich. Ich habe die Story sofort dem erst besten auf die Nase gebunden. Normalerweise hätte ich das meiner besten Freundin erzählt. Habe ich auch. Aber…ich habe nicht alles in Einzelheiten und mit Kommentaren erzählt, was Frauen sonst machen. Da ist so etwas Ungesagtes. Vorerst verlasse ich mich wohl lieber auf mich selbst, bis sich das wieder gelegt hat.
Also war ich im Nest. Dort saß erst mal nur Dieter, der betrunken war (12:30 Uhr). Das liegt an seiner Spätschicht. Da betrinkt er sich tagsüber. Ich saß da also recht einsam, bis mich einer von hinten umarmte: Der Maserati-Fahrer. Am liebsten würde der sofort mit mir durchbrennen. Er hat den selben Jahrgang wie Jo: 1961. Ich erzählte ihm, dass ich ein „Date“ hatte und das auch mein letztes war. Er meinte, dass das bei mir aber schnell gehen würde. Wir lachten und ich ging dann noch ein bisschen rumlaufen. Ich wollte eigentlich nicht nach Hause, bin ich dann aber doch. U. meinte. „Kein gutes Date?“ Ich: „Nee.“ Früher wäre es niemals möglich gewesen meinem Vater sowas zu erzählen…ja, überhaupt e-t-w-a-s zu erzählen.
Er meinte heute morgen allerdings: Oh, so schick?
Ich: Ein Date…
Er: Gegen wen?
Ich: Finanzberater
Er: Ah, immer noch?

Ich fühle mich wie „Sommer“. Irgendwie leicht, aber mit einem Druck auf der Seele, der mit nichts kompensiert werden kann. Ich würde ja jetzt sagen, dass ich Ferien brauche. Aber ich fühle mich, als würde ich gerade Ferien von mir selbst machen.
Denn das bin nicht ich…sondern irgendeine Verrückte, die alles im Griff hat. Nur nicht die Männer…aber das ist nichts Neues.
Ich weiß noch, wie ich mich anfangs so aufgeregt habe, dass Finanzberater sich nicht meldet. Jetzt ist mir das egal. Ein schönes Gefühl mit etwas abgeschlossen zu haben, was einen sowieso nur „zur Last gefallen ist“.

Ich sollte mich lieber mal selbst kennen lernen und endlich mal machen was ich will. Und ich will: Keinen Mann. Beachtung vielleicht. Aber erst mal keinen Mann mehr. Und da fängt es auch schon an…denn ohne Beziehungen ist das Leben nicht interessant genug. Auch wenn sie so enden, bevor sie anfangen. Aber egal. Im Vergleich zu meinen ganzen letzten Chaos-Connections ist das ja nichts. Finanzberater fehlt einfach so ein kleines Stückchen im Charakter. Ansonsten war der ganz nett, höflich, sympathisch, zuvorkommend,…aber das reicht nicht.