Zum Thema: Amoklauf

Amokläufe von Jugendlichen sind längst auch in Deutschland kein Einzelfall mehr. Nicht immer sind die Folgen von Mobbing und Außenseitertum so gewalttätig, dennoch müssen wir uns dem Thema stellen.

Das Wort „Amok“ (ursprünglich „amuk“) kommt aus dem Malaiischen und bedeutet soviel wie „im Kampf sein Letztes geben.“ Im 16. Jahrhundert war „Amok“ ein Kampfschrei für Krieger, die ihren eigenen Tod in Kauf nahmen um dabei so viele Gegner wie möglich mit in den Tod zu reißen. Unter dem Einfluss des Islam veränderte sich „Amok“ zu einem Akt religiösen Fanatismus, durch Selbstmordattentäter wurde der Amoklauf nun zur Tat eines Einzelnen.
Heute wird der Amoklauf als Reaktion auf wirkliche oder eingebildete Ungerechtigkeit angesehen, gilt der Amokläufer als seelisch Kranker. Amokläufe an Schulen kommen immer häufiger vor. Oft wird der Betroffene gemobbt oder ausgeschlossen, bis er es nicht mehr aushält und in eine Wut auf die Anderen und sein eigenes Leben verfällt. Häufig wird ein Abschiedsbrief verfasst in dem der Amokläufer das sagt, was er nie sagen konnte. Typisches Merkmal des Amoklaufs ist die Zufälligkeit der Opferwahl.
Durch den Amoklauf will man einerseits Rache und Erlösung, andererseits aber auch Aufmerksamkeit, die man nie bekommen hat. Nach dem Vorfall reden zwar alle über einen, doch man ist bereits tot. Meistens denkt der Amokläufer nicht daran, dass die Familie unter dem Tod leiden wird, weil es ihm so vorkommt, als würde sich niemand für ihn interessieren.
In dem Nachwort zu dem Buch „Ich knall euch ab!“ von Morton Rhue beschreibt Prof. Dr. Klaus Hurrelman von der Universität in Bielefeld, wie es zu Gewalttaten an Schulen kommen kann. Aggression ist demnach angeboren. Erst durch die Erziehung durch Familie und Schule wird diese innere Antriebskraft zurückgestellt. Jeder Ausbruch ist ein Zeichen dafür, dass bei der Erziehung etwas nicht gelungen ist. Extreme Gewaltausübung ist ein Signal dafür, dass dieser Mensch in einer unerträglichen Situation lebt. Diese Menschen kapseln sich ab und schaffen sich eine eigene krankhafte Welt, in der sie niemanden an sich herankommen lassen. Sie haben keinen sozialen Halt und niemand nimmt diese verzweifelte Lage wahr.
Es gibt Lehrer, die teilen in stark und erfolgreich und schwach und versagend ein. Wer als versagend eingestuft wird, erlebt eine Verunsicherung des Selbstwertgefühls. Jede Kleinigkeit kann sie wütend machen. Doch da sie keine Möglichkeit finden, ihre Aggressionen auszuleben, stauen sie sich auf. Es ist aber auch die Unfähigkeit, mit Ablehnung und Frustration fertig zu werden, die jemanden fertig macht. Wer Gewalt ausübt, ist meist in einer schwachen Ausgangsposition. Durch die Gewalttat steht der Täter plötzlich im Mittelpunkt und gewinnt Aufmerksamkeit.
Insgesamt ist festzustellen: Schüler sind viel aggressiver als vor 20 Jahren. Außenseiter schließen sich oft zusammen. Die meisten Amokläufer sind Jungen. Angestaute Aggressionen, gerade in Verbindung mit dem Konsum von Gewaltvideos und gewalttätigen Videospielen, können dazu führen, die eigenen Probleme ebenfalls durch eine Gewalttat lösen zu wollen (wobei nicht jeder, der viel fernsieht und dabei gewalttätige Szenen sieht, zwangsläufig selbst gewalttätig werden muss).

Was könnte die Schule tun?
• ein gutes „Betriebsklima“ schaffen
• Leistungen fördern
• klare Umgangsformen pflegen
• den Schülern ein Mitspracherecht einräumen
• Streitschlichter ausbilden
• gemeinsam, also Schüler und Lehrer, Konsequenzen für Regelverstöße festlegen
• sich dem Thema Gewalt stellen
• es ansprechen, öffentlich machen

Die Gründe für ein feindseliges, böses, schlechtes und hinterhältiges Verhalten gegenüber anderen Menschen sind vielfältig:
• Angst
• Eifersucht/Neid
• weil sie Unglücke erleiden
• Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung
• um Vorteile aus den Unglücken anderer zu erlangen
• weil man sich besser fühlt als andere

Es geht beim Thema Amoklauf also nicht nur um einige zufällig gewalttätig gewordene Jugendliche, sondern eben auch um die Gewalt, die Jugendliche durch Ausgrenzung, Abwertung und Intoleranz ausüben. Diese gilt es zu erkennen, anzusprechen und ihnen rechtzeitig entgegenzuwirken.

 

(2007, Schülerzeitungsartikel, geschrieben von Journey)

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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