Singen

Es gibt Momente, in denen könnte ich schreien. Vor Wut oder vor Trauer. Stattdessen werde ich gemein und schieße Leuten mit Pfeilen ins Herz. Schreiben hilft mir, diese Worte lieber aufzuschreiben als zu sagen. Aber in letzter Zeit wird es immer schwieriger. Was will man auch erwarten? Das Leid, das ich fühle, lässt sich kaum in Worte fassen. Kai meint, ich kann ihm alles erzählen, wenn ich will. Doch wozu reden, wenn ich das ganze nicht einmal aufschreiben kann?
Also hilft nur noch: Singen.
Ich kann nicht singen, aber das ist egal. Es hilft einfach sich Kopfhörer aufzusetzen, im Zimmer einzusperren und volle Kanne loszusingen. Es befreit mich irgendwie…

Zum Lesen komme ich gar nicht mehr. Das liegt aber daran, dass mir meine Bücher Leid tun, weil sie einfach in einem blöden viel zu kleinen Schrank eingesperrt sind.
Irgendwie habe ich das Gefühl nur zu enttäuschen. Meine Bücher zum Beispiel.
Und ich denke nicht einmal an die, die mich in der Kneipe vermissen könnten. Die, die eigentlich immer für mich da waren. Und jetzt? Jetzt kann ich da nicht mehr hingehen. Wegen Jo. Denn wenn ich hingehe, mache ich uns beide nur wieder lächerlich mit meiner Liebe, an der eigentlich nichts Lachhaftes dran ist. Und bevor ich mir deswegen wieder klein und unbedeutend vorkomme, bleibe ich lieber zu Hause.
Irgendwie muss ich wirklich erst mal wieder alles ordnen. Und nicht dort hinzugehen ist momentan der leichteste Weg für mich, wenn auch nicht der beste.
Aber irgendwann werde ich wieder die Kraft besitzen dort hinzugehen und allen mal ordentlich in ihr scheiß Glas zu spucken.
Und solange schreibe ich meine Storys zu Ende und singe meine Möbel zusammen, damit meine Bücher frei sein können. Frei für mich zum Lesen. <3
Und Jo?…
Ehrlich gesagt…ich denke oft an ihn. Aber ich kann nicht ewig so weiter machen. Ich kann ihn ja nicht mal als Freund sehen, weil man mir immer sagen wird, wenn er zu viel trinkt und ich doch auf ihn aufpassen soll: „Mach was. Ist dein Freund.“ Aber…er muss auf sich selbst aufpassen. Und außerdem hat er nie meine Hilfe verlangt. Natürlich, wer verlangt schon von einer 18-jährigen Hilfe?

Ach ja, ich habe mich übrigens mit meinem Dad U. zerstritten. Und seit Dienstag nur einen kleinen Dialog mit ihm geführt. Hochsarkastisch natürlich. Und ich sehe ihn nicht. Zum Glück! Beim Mittagessen bin ich nie da und abends bin ich oben in meinem Zimmer. Meine Mum meint, er vermisse mich. Ich erwiderte nur: „Ach ja? Mich hier? Oder in der Kneipe?“ Darauf lachte sie und meinte, er suche mich. Ich sagte: „Nein. Der soll mich auf Knien anbetteln und mich anflehen wieder in die Kneipe zu kommen!“ (Damit ich lässig ablehnen kann)
Denn es ist wahr: Ich und mein Dad hatten nur die eine Kneipe gemeinsam. Und sonst nichts. Und in der Kneipe haben wir mehr geredet als zu Hause.
Und da gehe ich nicht hin.
Morgen ist Freitag – mein Freitag.
Und ich bleibe stark und zu Hause. ; )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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