Es ist halb fünf Uhr morgens und in 40 Minuten kommt mein Zug, der mich nach M… katapultiert. Und ich bin – ich gebe es offen und ehrlich zu – noch nie in meinem Leben alleine Zug gefahren. Insgesamt glaube ich viermal mit irgendjemandem. Unter anderem mit Jo, mit dem ich nie wieder Zug fahre, weil er alle Leute verarscht und verunsichert hat.
Tagebuchauszug vom 9.8.08
Jo meinte dann noch etwas, was ich öfters von ihm höre: „Ach Mädl, du hast’s gut…“ Ich sehe das als „Mädl“, wie er mich immer nennt, etwas anders. Natürlich ist niemand mit sich zufrieden. Auch Jo nicht. Er erzählte mir, er habe auf irgendetwas gewettet, das mit Sport zu tun hat. Doch ich kenne mich damit nicht aus. Genauso wie er vermutlich. Und wenn er verliert, wäre er pleite. Er machte dabei kein wirklich glückliches Gesicht. Sein Leben muss zum Teil wirklich mies verlaufen, was mir wieder Sorgen macht.
Aber das alles hinderte ihn natürlich nicht daran einige Leute im Zug auf den Arm zu nehmen. Eine Frau fragte unsicher: „Fährt dieser Zug auch nach R…?“ Und Jo antwortete mit ernstem Ton: „Nein, der fährt jetzt bis nach S…durch.“ Man sah den Leuten an, wie sie sich fragten, ob sie auch im richtigen Zug saßen und die Frau war ganz schockiert. Jo meinte dann lachend: „Nee, der fährt schon nach R…“
Ihr seht, ich habe es nicht so mit „echten Namen“ von Menschen und Städten. Liegt wahrscheinlich daran, dass sie keine Rolle spielen. Man muss nicht wissen wie die Leute heißen. Sie sind immer noch die, die sie sind. ; )
Bei Städten ist das vielleicht schon wichtiger. Aber ich denke, die Anfangsbuchstaben reichen auch so.