Journey to Frankfurt/Offenbach

Ich hatte am Dienstag einen Termin bei einer Werbeagentur in Frankfurt. Bereits vor der Hinfahrt bin ich total gebrochen gewesen. Ich habe mich mehr oder weniger auf dem Boden der Bahnhofshalle von V. wieder gefunden und erst bei der Beobachtung eines Mannes, der Pfandflaschen im Müll gesucht hat, aufgerafft, doch zu meinem Vorstellungsgespräch mit anschließendem Probearbeiten zu fahren.

Am Montagmittag ging es also los und um 18 Uhr bin ich im Hotel angekommen und war total kaputt. (Merke: Im Black Forest heißen 2 min Fußweg bei der Seite der Deutschen Bahn 30 Sekunden. In Offenbach sind es 4 Minuten…) Ich bin auch relativ früh ins Bett. Gut, ich bin alle 2 Stunden aufgewacht, aber ohne Katze neben mir immer wieder eingeschlafen. So habe ich 8 Stunden zusammenbekommen und bin um 5 Uhr aus dem Bett gesprungen. Alles sollte super laufen. Ich lief zuerst die 2 km zum Bahnhof, fand die Bushaltestelle, der Bus kam auch gleich und ich stieg da aus, wo ich sollte. Und dann…fand ich die Agentur einfach nicht. Mitten im Nirwana bin ich dann einem Taxifahrer fast vors Auto gesprungen. Immerhin kam ich dadurch nur minimal zu spät. Woher sollte ich auch wissen, dass die Hausnummern so blöd angeordnet sind? -.-

In der Werbeagentur erkannte ich die Stimme der Empfangsdame vom Telefon wieder und nach einer Wartezeit kam dann auch die Personalleiterin. Und sie war so nett, dass ich echt überrascht war…und auf jeden Fall lockerer als ich. Sie meinte, sie möge Leute, die wie ich nicht Mainstream seien. Ich unterhielt mich bis dato auch echt klasse mit ihr. Ich wollte diesen Job…unbedingt! In mir erwachte langsam Kampfgeist. Und dann…ging sie aus dem Büro, um mir ein Team zu suchen, bei dem ich Probearbeiten sollte. Eine Ewigkeit später kam sie wieder und meinte, dass alle keine Zeit hätten. Ich fragte nach, ob ich denn morgen noch mal kommen sollte, doch sie verneinte, sagte hastig tschüss und ließ mich wirklich wie einen Idioten stehen. Ich dachte mir nur so: Ääääh…sie wusste, dass ich extra aus dem Black Forest komme. Und das HEUTE…!“

Ich konnte nicht heulen, habe eher aus psychischem Schaden gelacht, als ich gelesen habe, dass mein Bus die nächsten 4 Stunden nicht kommt. Also lief ich mal eben von Frankfurt nach Offenbach. Waren ja nur knapp 6 km…

Im Hotel war natürlich die Rezeption geschlossen, also konnte ich nicht mal versuchen, mein Zimmer abzumelden und vielleicht noch Geld zu bekommen. Aber im Hotel wollte ich nicht bleiben…also ging ich irgendwann los…nach Hause. Ich hatte alles geplant, um diesmal nicht laufen zu müssen, doch der Bus kam nicht. Woher sollte ich denn wissen, dass 10000 andere Bushaltestellen genau so heißen, wie meine? Also doch zum Bahnhof laufen. Dort angekommen erfuhr ich erst mal, dass es kein Hessenticket für eine Person gibt. Daraufhin war ich kurz davor, den Automaten zusammenschlagen, entschied mich dann aber doch für ein Quer-durchs-Land-Ticket. Und da saß ich nun – in Offenbach – und dachte mir: Scheiß Tag. Scheiß Leben.

Beim ewigen Warten auf den nächsten Zug setzte ich mich irgendwann im Schneidersitz auf die Bank und wartete auf die Apokalypse. Die kam nicht. Dafür aber ein Bahnhofstyp, der das Plakat der Deutschen Bahn gegen was Schöneres austauschte. Außer ihm, einem Mann und mir war niemand da. Der Mann meinte, hier sei es wie ausgestorben. Ich antwortete, dass ich nicht von hier sei und daher nicht wisse, ob das immer so sei. Und so kamen wir ins Gespräch. Er kam gerade von einem Gespräch mit seinem Verleger und war..äh…Autor, Psychologe, Physiker, Flugzeugpilot, Geheimagent,…und was weiß ich nicht alles gewesen. Er musste einen IQ von mindestens 400 haben… Mit ihm fuhr ich dann nach Frankfurt und von dort ungeplanterweise mit dem ICE nach Mannheim. Und dort trennten sich unsere Wege. Er musste nach Heilbronn, ich nach K…

Leider sagte er mir zum Schluss etwas, was mich wieder in den Abgrund warf: Sein Buch koste ihm 18 000 € bei dem Verlag.

Ich drückte mich in meinem Zug entgegen den Blicken der anderen einfach gegen das Zugfenster und wartete leise auf den endgültigen Schlag…

Als ich in St.G. ankam war natürlich kein Bus da. In V. wollte ich nicht aussteigen, da hätte ich genau so lange warten müssen und ich hatte zudem keine Lust auf meine Stadt. Also lief ich umher und entschloss, mir an der Shell Tankstelle ein Brötchen zu kaufen. Ich dachte schon ans Trampen, aber das war mir heute zu doof. In der Verfassung wollte ich keinen Autofahrer volljammern. An der Ampel jedoch gab mir ein LKW ein Fernlichtsignal und winkte. Total verdattert winkte ich zurück und bereute im selben Moment, als seine Ampel grün wurde, dass ich die Chance nicht wahrgenommen hatte, mal in einem echten LKW zu sitzen…

Den restlichen Abend lief ich die Bushaltestellen schon mal vor und stand dann an der letzten von St. G., wo ich mit Lieder von den Toten Hosen anhörte, mitsang und in den Schneehaufen neben mir kickte. Zum Glück sah mich keiner. Und wenn, dann könnte diese Person den Tag nicht schlimmer machen…

Ich bin also gebrochen gefahren, gebrochener heimgekommen und bin jetzt echt überfragt, wie es weitergehen soll, da es mit Mr. Chocolate auch nicht so einfach ist.

Ich habe irgendwie kein Ziel mehr…nie gehabt. Ich war so versessen darauf, endlich meine Eltern los zu werden, dass ich total vergessen habe, dass das nicht das einzige ist, was ich wirklich im Leben will. Aber…was will ich?

 

Hört: Die Toten Hosen – Tauschen gegen dich

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Oh man. Verstoßen solche Tage nicht gegen die Menschenrechtskonvention? Da muss sich doch was machen lassen … Aber ersthaft: Leider gibts solche Tage, die von vorn bis hinten bescheiden laufen. Aber was gar nicht geht ist solch eine Kehrtwende. Das ist für mich kein Benehmen. Erst solches Interesse zeigen, indem man gleich ein Team für dich sucht – und dann solch ein fadenscheiniges Abwimmeln? Frechheit. Vor allem, wenn man noch den damit verbundenen Aufwand aufgrund der Entfernung berücksichtigt. Mir scheint, als führt bei vielen Personalentscheidern der örtliche auch zu einem emotionalen Abstand und sie sind sich ihrer Verantwortung gar nicht so recht bewusst – gerade denjenigen gegenüber, die einen gewissen Aufwand betrieben haben. Ich wünsche die viel Erfolg und Kraft. Lass dich nicht unterkriegen! *knuddel*

Oh ja, wie recht du hast… >.< Und ich bin schon unten...und sinke immer tiefer....X_____x *zurückknuddel*

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