Ich habe schon so lange nichts mehr geschrieben, dass ich mich gerade frage, ob ich es überhaupt noch kann…mir ist auch eigentlich gar nicht danach.
Irgendwie ist das ungerecht...
Jetzt habe ich so lange gekämpft und die Ausbildung seit gestern hinter mir, werde von meinem absolut genialen Chef übernommen, aber es kribbelt nicht in meinen Fingern, es euch mitteilen zu wollen. Vielleicht bin ich einfach etwas enttäuscht von mir? Vielleicht mag ich aber auch nicht zugeben, dass mal etwas "gut" gelaufen ist.
Die ganzen Glückwünsche sind mir im Grunde genommen total unangenehm, weil ich das Gefühl habe, dass alle und besonders ich eigentlich mehr erwartet haben. Ich kann's ja jetzt offen zugeben: Ich dachte, ich wäre die beste in der Klasse was meine Leistung angeht. Das bin ich aber nicht. Und das macht mich irgendwie…depressiv. Weil ich weiß, wie ich die letzten paar Monate gekämpft habe, ist es für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin nicht wirklich schlecht und noch im ersten Drittel mit einem Preis für meine Schulnoten und einem Bildungsgutschein für meinen allgemeinen Gesellenschnitt. Aber es ist keineswegs so toll, dass man es würdigen müsste. Es ist…eben "gut"…ich wollte aber "sehr gut" sein. Ich wollte was Besonders sein, so arrogant sich das nun anhört. Und ich muss mir immer wieder sagen, dass ich weitaus mehr zu leisten hatte, als die anderen aus meiner Klasse. Von denen hat wohl keiner so viel Einsatz gezeigt, was die Arbeit, die Schule, die Prüfungsvorbereitung und die Fotografie fürs Berichtsheft und das Gesellenstück angeht. Die konnten sich das entweder schön aufteilen oderoderoder. Ich nicht. Ich wollte es aber auch nicht. Es war meine Entscheidung, meinen Chef in dieser verdammt schwierigen Prüfungszeit nicht hängen zu lassen, da wir ja nur zu zweit sind. Und es war damit auch meine Entscheidung mit den Konsequenzen leben zu müssen…eben nur "guten" Einsatz zu zeigen und weniger "alles geben". Und es war ebenso meine Entscheidung, oft nur 4 statt 6 oder 7 Stunden zu schlafen, da ich nachts das Gefühl hatte, ich müsste einfach lernen...
Was allerdings nicht meine Entscheidung war, war die Blutvergiftung von vorletzter Woche im rechten Fuß…genau in der Zeit, als ich mein Gesellenstück anfertigen sollte. Aber es war meine Entscheidung, mich nicht krank schreiben zu lassen und mit Schmerzmittel und Antibiotika weiterzumachen, denn: alles verschieben und noch mal den ganzen Stress durchleben!? Die Psychosen? Das stundenlange Lernen, das dennoch nicht ausgereicht hat!? N I E M A L S wieder! So sehr ich meine Lehrer liebe, die Schule vergöttere und meine Schulfreunde vermisse…ich bin froh, dass dieser immens große Psycho-Faktor weg ist und auch meine Haut langsam wieder reiner wird (mal abgesehen von den Mückenstichen).
Ich war die letzten Wochen wirklich sehr unerträglich, habe mich bei niemandem gemeldet und auch jetzt noch keine Lust auf irgendjemanden. Ich bin das einfach nicht mehr gewohnt, etwas mit Menschen zu unternehmen, denn schließlich habe ich mich ja entweder mit Lernzeug ins Zimmer eingesperrt oder mit meinem Chef vor dem Rechner Nachtschichten geschoben...ich mag auch nicht reden. Was sollte ich sagen? 'Cool, ich hab's geschafft, meinen Traumjob, eine Playstation, wohne immer noch mit Freund und Katze zusammen, aber bin dennoch unzufrieden mit allem und will auch nicht zufrieden sein, also frag MICH bitte NICHT, wie es MIR geht...und eigentlich sollte ich jetzt los. Muss noch Wäsche waschen oder was anderweitig Produktives...'
Wie redet man eigentlich mit Freunden? Ich weiß gar nicht mehr, wie das geht…mich traut sich glaube ich schon keiner mehr anzuschreiben, weil ich immer "Nein" sage. Mir fehlt einfach der Elan, so zu sein, dass ich mich wohlfühle..eben so wie mein "altes Ich" zu sein. Auf der Arbeit ist es okay, wenn ich mich nicht schminke oder an heißen Tagen nur mit nassem weißen Leinentuch rumzurennen, da geht es um Produktivität…aber meine "Freunde"? Die kennen mein jetziges ungeschminktes Ich doch gar nicht (mehr)…ich weiß auch nicht, ob die damit zurecht kommen würden…ich schäme mich auch ein wenig, jemanden anzuschreiben…weil ich so lange Zeit nicht erreichbar war und eigentlich immer noch nicht für große Treffen bereit bin...
Aber vielleicht sollte ich es einfach wagen? Vielleicht brauche ich das alles ja und merke es nicht? Menschen…treffen. Aber wie? Und wo?!
Immerhin..ich war sowas von unerreichbar, sogar für mich selbst. Besonders ist mir das aufgefallen, nachdem ich mir die letzte Woche die Haare gefärbt hatte. Es schien, als sei ich ein anderer Mensch und ich hätte nicht gedacht, dass das SO viel an meinem Wohlbefinden ändern würde…und an meinem Abschlusstag habe ich mich ja auch wohl gefühlt, weil ich so rumgelaufen bin, wie ich eben bin. Gut, meine Deutschlehrerin hat mein Nietenhalsband mit Metallkette total "fasziniert" angesehen, aber dennoch gemeint, dass sie mich vermissen wird.
Eigentlich war es ein schöner Tag…gestern.
Eigentlich…geht es mir "gut"...