Sarcasm? Out!

Es ist mal wieder soweit. Mein Leben hält Neuigkeiten für meine übrig gebliebenen Leser bereit: Ich bin wieder Single! Dies ist nun aber kein Aufruf an die männlichen Leser, mir nun Briefe zu schreiben und Blumen zu schicken..oder Pralinen (außer mein Dad, der darf das. ; ) ). Ich will von Beziehung erst mal nichts wissen und einfach nur eine Wohnung mit meiner Katze bewohnen und wie Dieter immer zu sagen pflegte: Nackt durch die Bude rennen!

…und hier möchte ich mich einfach nur mal wieder auslassen über alles, was mich beschäftigt. Und momentan ist das zum einen meine heißgeliebte Arbeit und zum anderen mein in die Brüche gegangenes „Zuhause“.

Ach ja, auch was Neues: nein, diesmal fing es nicht harmlos an. Es kam nämlich alles auf einen Schlag: JobsJobsJobs…. FotografieRetuscheOrganisation… mein Chef MR und ich waren mehr als nur „etwas“ am Rotieren und so ergaben sich Überstunden ohne Ende und 16 Stunden Arbeitstage. Ohne Pause. Das klingt jetzt so extrem, aber mir hat das total Spaß gemacht. Die Außenjobs, das Entscheiden von Dingen, wenn er nicht da war…das alles hat mich ein Stück weit verantwortungsbewusster gemacht. Und wir haben uns auch prima ergänzt. Diese Teamarbeit liebe ich, weil sie auf einer Ebene stattfindet und nicht in typischem Chef-Arbeiter-Verhältnis bei dem der eine immer der Unwissendere ist oder zu sein hat. Ich weiß, dass er in vielem mehr weiß als ich und sehe in dieser Hinsicht auch zu ihm auf, aber er gibt mir auch die Chance mich zu entfalten und respektiert es, wenn ich andere Lösungen in die Runde werfe. So lernen wir beide jeden Tag aufs Neue voneinander und jeder hat so seine Stärken von denen wir beide bzw. der Betrieb profitiert.

Wir schafften es somit alle Deadlines zu halten und die Kunden zufrieden zu stellen. Doch nach diesem „High-Life“ war dann irgendwie die Luft raus bzw. war es ungewohnt, wieder „normal“ zu arbeiten. Ich wollte das auch gar nicht mehr, doch MR meinte, dass wir mal zu machen müssen. So war also der Freitag, der Samstag und der Sonntag ein verlängertes Wochenende. Er hatte es dringend nötig, um sich zu erholen und Zeit mit seiner Family zu verbringen. Ich war jedoch deprimiert. Mir wurde allmählich klar, dass meine Beziehung mich so nicht glücklich macht und ich davor die ganze Zeit in die Arbeit geflüchtet bin, die mich ja auch in meinem Sein und Handeln bestätigt. Bei Mr. Chocolate hatte ich immer das Gefühl, dass ich alles falsch mache. Er ist nämlich sehr sarkastisch und selten hat er etwas Nettes zu mir gesagt. Gab ja auch nichts, denn ich habe ja nichts gemacht. Er hat eingekauft, gekocht, sich um alles gekümmert. Ich war in seinen Augen wohl immer die faule Sau, die nur an sich denkt. Aber das bin ich nicht! Ich konnte ihm nur schwer verständlich machen, dass ich mich einfach nichts traue. Er hat mich (wenn auch unabsichtlich) so eingeschüchtert, dass ich mir zum Putzen frei genommen habe, weil ich das nicht konnte, wenn er da war.

Ich überlegte in diesen Tagen viel, weinte um meine eigene Unfähigkeit, etwas zu ändern. Und immerzu schwiegen wir uns an. Aber wir stritten nie so richtig. Emotionale Ausbrüche gab es wenn, dann nur meinerseits. Und selbst das war für meine Verhältnisse extrem reduziert. Ich dachte immer: Wenn er nichts sagt, sag ich auch nichts. Wird schon richtig so sein, auch wenn die Beziehung so untypisch ist. Wir leben ja harmonisch. Aber bedeutet das auch, dass wir glücklich sind? Hmmm…am Ende tat mir vieles doch zu sehr weh. Der Sarkasmus, das Schweigen als wären meine Fragen keiner Antwort würdig, das Desinteresse, das Schlechtreden aller Ideen und Vorschläge…kurz: Mein Selbstwert vom Job machte puff und ich sehnte mich so sehr nach meiner Arbeit, dass ich mich an diesen drei Tagen verbarrikadiert habe und mit Legosteinen das Haus meines Chefs nachgebaut habe. In Originalabmessungen nach den Bauplänen. Ich träumte von der Arbeit und sehnte mich so sehr nach dem Gefühl der Sinnhaftigkeit, dass mir mein Unglück zu Hause immer klarer wurde. Und so beendete ich das Ganze. Ich weiß nicht wie und zunächst nahm mich Mr. Chocolate auch gar nicht ernst, aber ich sagte es dann noch einmal deutlich. Und ab jetzt werde ich nur deutlich sein. Schwammiges und vorsichtiges Nachhaken werde ich unterlassen. Ich habe lange genug Rücksicht genommen und gleichzeitig versucht, ihn zu verstehen ohne ihm zu Nahe zu treten, weil er bei sowas immer sofort dicht gemacht hat. Aber irgendwie ist das schon traurig, wenn man die Person, mit der man (auf den Tag genau) vier Jahre zusammen ist und drei davon auch zusammenlebt, gar nicht richtig kennt…Ich hätte ihn gerne kennen gelernt. Ich habe ihn auch geliebt, weil es ja noch andere Seiten an ihm gibt.

Aber letztendlich gehen wir sowohl altersmäßig (das werfen mir ja immer alle vor, aber ich hatte mit den 20 Jahren Unterschied nach wie vor nie ein Problem) als auch von den Interessen her zu weit auseinander. Er liebt Sommer, ich hasse die Sonne. Er hasst Kälte, ich gehe darin total auf. Er ist gerne in der Natur. Ich bin lieber zuhause und lese ein Buch. Er sieht gerne fern. Ich kann dabei kein Buch lesen. Er hasst alles und jeden. Ich hasse nur mich. Gelegentlich.

Es ist und bleibt mir ein Rätsel, diese Beziehung. Ich für meinen Teil habe trotz allem sehr viel daraus gezogen und ich hoffe, dass auch er zumindest ein wenig Positives darin entdeckt. Wenn nicht jetzt, dann irgendwann…Ich hab ihn immerhin aus der Scheiße gezogen. Zwar in andere Scheiße, aber immerhin in Scheiße mit Führerschein, Job, Auto,..klar hat er sich das alles selbst erarbeitet. Aber dank mir blieb ihm auch keine andere Wahl und er hatte sozusagen durch das herziehen zu mir die Chance auf einen Neuanfang…jetzt will er zurück nach Franken. Und ich wünsche ihm wirklich sehr, dass er stark genug ist den Versuchungen zu widerstehen und seinen Weg beibehält…und glücklich wird. Vielleicht mit einer Frau, die Sarkasmus versteht.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

4 Kommentare        

Wie Du vielleicht merkst, lese ich Deinen Blog ja rückwärts 🙂 Bei Deinem Dornenbusch-Artikel bin ich nur ein wenig stutzig geworden. Doch hier an dieser Stelle lese ich Worte wie „Sarkasmus, Schweigen, Desinteresse, Schlechtreden …“ und einiges mehr.

So ganz kann ich jetzt nicht mehr glauben, Du hättest Euch beide getrennt, weil Du psycho bist (Deine Worte). Versteh mich nicht falsch, ich finde es großartig von Dir, dass Du stets so viel Gutes an Mr. Chokolate lässt in diesem Blog und nicht ihm alle „Schuld“ gibst am Auseinandergehen. Ich schätze, das hat er wirklich verdient.
Stattdessen aber lädtst Du Dir selbst alle „Schuld“ auf (in all Deinen späteren Artikeln). Nach dem, was ich hier jetzt lese, scheinst Du nicht rein psychomäßig Eure Beziehung zerstört zu haben.

Nimm diesen Kommentar als kleine Erinnerung an diesen Tag vor etwa 15 Monaten.

Ja, ich habe mich schon gewundert. ; ) Ich hoffe, es ist nicht allzu verwirrend?

Zu meinem Muster passt es ziemlich gut, mir die Schuld an allem zu geben. Das ist quasi konditioniert und ich habe es jahrelang so gemacht. Da wieder raus zu kommen, ist gar nicht so leicht. Unter normalen Umständen gelingt es mir jedoch mittlerweile und es ist längst nicht mehr so schlimm wie vor 15 Monaten (und davor). Sobald ich jedoch wieder einen Menschen zu nah an mich heranlasse und ich unsicher werde, kommt das alles wieder und ich werde so „psycho“.
Aber das ist kein Grund, daran nicht weiter zu arbeiten…ich habe nämlich etwas Angst davor, ansonsten auch zum „Dornenbusch“ zu werden…

> […] kommt das alles wieder und ich werde so „psycho“

ja, weil du es noch nie anders erlebt hast.

Mir war vor allem wichtig hervorzuheben, dass Du nicht einfach so geschmissen hast (was zumindest für mich an dieser Stelle neu war). In Deinen späteren Artikeln kommt es aber immer wieder so rüber, als hättest du mal wieder versagt, ganz nach Deinem Muster.

Auf „Sarkasmus, Schweigen, Desinteresse, Schlechtreden …“ aber hätte ich nicht anderes reagiert als Du, trotz all der anderen guten Seiten deines Partners. Das ist jetzt von mir kein „Er hat Schuld“. Was weiß ich schon, was zwischen Euch abgegangen ist.
Manch ein Mensch aber hätte solche Attribute gar nicht so lange ausgehalten, wie Du.

Will sagen: Ich möchte Deinem Muster im Punkt dieser Trennung einmal mehr widersprechen (kann man gar nicht oft genug tun, bis es Dir vom Kopf bis ins Herz rutscht) und ein wenig dazu beitragen, dass Du es noch weiter zu durchbrechen lernst.

Dann wirst du auch kein „Dornenbusch“ werden …

Danke. Irgendwie haben schon viele gesagt, dass ich keine Schuld habe. Aber das glaube ich nicht so ganz. Dazu gehören in dem Fall wohl zwei. Oder auch keiner, weil man es einfach nicht besser machen konnte und man trotz Bemühungen ist wie man ist, also zumindest für eine Weile in seinem Muster verstrickt… Mittlerweile mache ich mir aber gar keine Gedanken mehr darüber. So wie es war, war es schon richtig. Nur für die Zukunft sehe ich in Sachen Beziehungen irgendwie schwarz. Sicherlich gebe ich mir dennoch Mühe, jemanden kennen zu lernen. Denn Resignieren ist keine Lösung (auch wenn alles in mir danach schreit, endlich mit all dem aufzuhören und mich einzuigeln). Aber ich kämpfe da wohl extrem gegen mich selbst…das ist einerseits gut, weil ich nicht aufgebe, andererseits beeinflusst mich das Negative in mir doch etwas und dadurch stehe ich mir wohl selbst im Weg.

Schreibe einen Kommentar