My Job

Irgendwie ist das hier zu einem „Monatsblog“ geworden. Ich schreibe einfach einmal im Monat rein und merke dann wieder einen Monat später, dass irgendwie doch nichts nachkam…so wirklich tragisch finde ich das ganze jedoch nicht, denn ich habe mich auch sehr verändert, genauso wie mein Leben. Zwar dachte ich, dass das mit dem Schreiben nach meiner Schulzeit besser bzw. meine Freizeit ruhiger wird, aber irgendwie ist das doch (noch) nicht der Fall. Allerdings erlebe ich ja auch nicht wirklich etwas „Schreibenswertes“, da ich nur am arbeiten bin. Und darüber schreibt man einfach nicht, zumindest nicht allzu detailliert…

Doch mal allgemein gehalten…Wie sieht denn ein ganz normaler Tag bei mir aus? Bzw. was mache ich überhaupt?

Mein Handy vibriert so zwischen 0600 und 0730, je nach Laune. Um 0830 beginnt offiziell mein Arbeitstag, aber häufig bin ich auch schon früher da. Weit habe ich es ja (noch) nicht zur Arbeit, daher bin ich sehr flexibel, was das angeht. Und lieber bin ich eine halbe Stunde früher da und erledige noch das ein oder andere, als um 0830 stresserfüllt erst mal alle Telefone zu suchen, die mein Chef MR durch die Gegend trägt. Das spart Zeit und Nerven und ich gehe den Tag lieber ruhiger an. Das Ende des Tages ist unterschiedlich. Regulär habe ich um 18 Uhr Feierabend. Wenn ich jedoch gerade an was interessantem dran bin oder wichtige Deadlines anstehen, wird es auch später.

Zu meinen Aufgaben gehört irgendwie alles außer Klos putzen. Das macht netterweise mein Chef. Ansonsten putze ich alles andere, selten jedoch alleine. Bisher war es immer so, dass wir in stressigen Zeiten die Ordnung nicht ganz so super halten konnten. Dann haben wir meist zusammen eine Aufräumaktion veranstaltet. Eine Putzfrau wäre zwar eine nette Idee, aber irgendwie kommt man doch besser so zurecht, da wir auch viele Spezialsachen haben und da eine Putzfrau einzuweihen wäre viel zu viel Aufwand. Außerdem geht es ja bis ins Studio und ihr dann noch zu erklären, was sie wegräumen kann und auf keinen Fall berühren soll…da macht man das doch lieber selbst und vor allem sind wir immer so spontan, dass das eher eine Umgewöhnung wäre, etwas nicht jetzt sofort aufzuräumen sondern erst zu warten, bis jemand das wegräumt bzw dem Jemand dann auch noch Platz zum Putzen zu machen.

Das sind jedenfalls die einfacheren Aufgaben, die jedoch genauso zu meinem Job gehören wie alles rund um das Fotografieren. Doch auch hier habe ich extreme Fortschritte gemacht. Alleine fotografiere ich zwar selten, kann es aber, wenn es darauf ankommt, auch wenn ich noch viel langsamer bin als mein Chef. Wobei wir sowieso am besten und schnellsten arbeiten können, wenn wir beide unsere Ideen in die Aufnahmen bringen, da wir uns dabei wirklich super ergänzen können. Das letzte Wort hat natürlich er, aber das ist mir nur recht. Die Chance, mich trotzdem zu entwickeln, Dinge auszuprobieren und jeden Tag aufs Neue durch das gemeinsame Gespräch etwas dazuzulernen, ist schon mehr wert als alles andere. Das ist in meiner Position (gerade erst frisch ausgelernte Gesellin) sehr sehr selten der Fall. Und es ist wirklich schön, wenn er mir das Gefühl gibt, nicht nur eine Angstellte zu sein, sondern quasi die anderen 50 Prozent des Betriebs. Irgendwie hat sich das so eingestellt…

Er hat das Werbestudio ja von seinem Bruder übernommen und mich dann nach meiner Ausbildung. Mein letztes Ausbildungsjahr war quasi sein erstes Jahr als Chef. Ich war also automatisch gezwungen, mehr in die Hand zu nehmen, da wir ein „Mann“ weniger waren und zudem noch im Stress, weil alles so neu war. Und das ganze war natürlich zu der Idealen Prüfungszeit, die mir damals den letzten Nerv geraubt hat…aber ich will nicht jammern, das macht es jetzt auch nicht besser. Prüfung ist rum, ich habe es irgendwie geschafft. Ich mag mein Gesellenstück immer noch und werde es mir auf jeden Fall mal in der neuen Wohnung an die Wand hängen. Und den Rest will ich nie wieder sehen…weil ich einfach der Meinung bin, dass ich nach allem, was ich das letzte Jahr so „nebenher“ gemeistet habe, mehr verdient hätte als eine zwei, einen (bis jetzt) nutzlosen Bildungsgutschein und ein ungültiges Stipendium (weil ich ja schon 25 bin und damit zu alt um mich auf Kosten der HWK weiterbilden zu können). Aber rechtlich gesehen lief ja alles ganz gut. Ungerecht behandelt fühle nur ich mich, weil nur mein Chef und ich wissen, was ich „nebenher“ alles so im Background des Betriebs gemacht habe…den Prüfern ist das egal. Ist ja auch recht so…soll ja auch so sein. ICH weiß jedenfalls, was wahr ist. Und das steht nicht im Zeugnis…vielleicht steht das ja später im Arbeitszeugnis. Aber nicht dort.

Aaaaaber ich schweife ab…

Zwischen all dem Stress hat sich jedenfalls herausgestellt, dass Organisation irgendwie mein Spezialgebiet zu sein scheint. Ich achte nämlich penibel darauf, alles mitzubekommen, alles zu notieren und meinen Chef daran zu erinnern. Am Anfang fand er meine Neugierde sehr nervig, mittlerweile jedoch habe ich mich durchgesetzt und er hat erkannt, dass es sehr nützich ist, wenn ich Bescheid weiß und bei Telefonaten mit Kunden mithöre. Besonders bei Kundengesprächen mit unserem Spezialkunden hat sich das bewährt. Er fängt nämlich gerne fünf Sätze an, wirft sie um und „da muss man auf das achten, dort auf das und das hab ich da noch vergessen zu sagen“ … mein Chef hört zwar zu, sieht sich alles an und kann sich erstaunlich vieles merken, aber bei unserem ersten Job mit diesem Kunden hat sich mein Protokollierwahn dennoch als echt nützlich herausgestellt. So kann er sich voll und ganz der fotografischen Herausforderung widmen, der Kunde kann sein Gedankenwirrwarr erläutern und ich bin beruhigt, nicht aussen vor gelassen zu werden und freue mich über jedes notierte Detail, da ich mir die Dinge so am besten merken kann und vor allem Unklarheiten sofort erkannt werden können. Hinterher sind dann auch alle zufrieden, wenn sie es im Protokoll nachlesen können. Irgendwie ist das seither zu meiner Kernkompetenz geworden und ich bin bei fast alles Besprechungen immer voll dabei.

 

Ihr seht/lest…es gibt immer was zu tun. Ob es nun kleinere Aufgaben sind, größere Jobs, 16-Stunden-Außenjobs, Bildbearbeitungsnächte… Klar arbeite ich als 50% verdammt viel, aber mir gibt das alles auch so verdammt viel zurück. Ich bekomme Feedback, kann mich entfalten, werde ernst gemommen, mache jeden Tag etwas anderes, auch wenn es derselbe Job ist. Ich darf live dabei sein, wenn etwas Neues entsteht. Mal ehrlich, wer kann das schon von sich behaupten? Und dazu ist mein Chef auch noch mein bester Freund, mit dem ich über alles reden kann, der mir zuhört und bei dem ich sein kann wie ich bin.

Nur…fragt mich bitte nicht, wie viel ich verdiene, denn wahrscheinlich findet ihr alle, dass es viel zu wenig ist. Ich kann das ehrlich gesagt nicht mehr hören und ich mag nicht immer erklären müssen, warum ich zufrieden bin, so wie es ist.

Herzblut IST einfach unbezahlbar.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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