Ich wollte ja eigentlich nichts Negatives mehr schreiben, aber wenn ich kurz vor der Klapse stehe, sollte ich das nun vielleicht doch erwähnen.
Der Grund: Ich schaffe das alles nicht mehr. Ich schaffe es zwar, alles Schulische zu exzerpieren und lernfähig zu machen, mich im Unterricht zu melden, mein Leben mehr oder weniger zu leben, etc., aber was ich nicht mehr schaffe, ist das Leben an sich zu meistern (kochen, putzen, neuen Personalausweis beantragen, etc.) und zu lernen.
Ich habe zwar gelernt, positiv zu denken, aber es reicht eben nicht aus und auch wenn ich denke, dass alles gut wird, bin ich dennoch nicht überzeugt davon. Und wenn zu vieles den Bach runtergeht, nimmt dieser auch gleich alles an positiven Gedanken mit hinunter…sodass ich mühsam wieder von vorne anfangen muss.
Geäußert hat sich das die letzten Wochen eigentlich gar nicht. Ich habe allen schön vorgespielt, wie gut es mir geht bis auf einigen wenigen Leuten, denen ich aber das Ausmaß meiner Angst auch nicht aufs Auge gedrückt habe. Ich bekomme nämlich nur auf den Deckel nach dem Motto: ‚Aaaah Journey, nicht schon wieder!‘ oder Vorschläge wie: ‚Dann brech doch das Abi ab!‘ In beiden Fällen will sich keiner mehr mein Gejammer anhören., was ich auch nachvollziehen kann…
Am meisten hat man alles an meinen Noten gesehen: Mein Schnitt war ein wenig besser als eine vier. Aber das ist ja nicht besorgniserregend. Solange man selbst blendende Noten schreibt und sich damit schon genug abplagt, ist das ja egal. Jeder hat sich selbst zu helfen, auch jene, die ein gestörtes Verhältnis zu dem Wort „Hilfe“ haben, so wie ich. Ich würde niemals offen sagen: ‚Hey, ich brauche Hilfe!’ Lieber gehe ich kaputt…auch nicht von Vorteil. Aber was soll ich denn noch sagen? Jammern darf ich nicht und helfen kann mir eh keiner, weil keiner den Ernst der Lage begreift…oder mir zumindest zeigt, dass er sich Sorgen macht und gerne mit mir nach Lösungen suchen würde. Ich weiß, ich muss da von selbst auf die Leute zu gehen. Aber sowas fällt mir immer sehr schwer…also: Pech gehabt…
Was mich immer wieder zerstört, ist das Vergleichen mit den anderen. Ich bin Klassenschlechteste und fühle mich nicht nur so, sondern auch als den schlechtesten Menschen, der gar nicht verdient hat zu leben, Abi zu machen, Spaß zu haben, auch mal Glück zu haben, zu lieben und geliebt zu werden. Ich fühle mich wie das letzte, wie nichts wert und zu dumm für all das. Und ich bin aus Prinzip immer die, die an jedem Streit Schuld ist und daher auch die ist, die sich entschuldigen und wieder beruhigen muss. Ja, ich bin das Übel in Person…ich mache alles falsch und nütze keinem etwas…
Und nun stehe ich vor einer Entscheidung…
Ich kann auf keinen Fall so weitermachen wie bisher. Denn dann versaue ich mir das Abi durch meine Selbstzweifel. Und ich kann auch nicht mehr lernen, denn der Stoff bleibt einfach nicht hängen.
Um also doch noch zum Abitur zu kommen, bräuchte ich wohl Antidepressiva oder irgendetwas Ähnliches. Ich habe Dr.D. mal angerufen, der mich eigentlich als therapiert gesehen hat, und ihn wieder nach einem Termin gefragt, in dem wir darüber sprechen werden. Denn die Verhaltenstherapie alleine hat mir zwar viel gebracht, aber war offensichtlich nicht genug…
Ich hoffe nur, dass das klappt. Ich mag nämlich meine Klasse, die Lehrer und den Unterricht (bis auf Spanisch, Reli und Physik) und gehe gerne in die Schule. Nur kann ich mit einem Kopf voller Selbstzweifel nicht lernen und dem Noten-/Leistungsdruck standhalten. Und vor allem kann ich keine Referate halten, was schlecht ist, wenn man Abi machen will. Ich vergesse dabei jedes Mal zu atmen, fühle mich wie gelähmt, kralle mich an meine Karteikarten und spüre nicht einmal Erleichterung, wenn es vorbei ist, weil ich weiß, dass ich das bald wieder machen muss.
Die erste Möglichkeit wäre also, mit Tabletten und erneuter (diesmal aber wohl anderer) Therapie, das Abi und das Leben zu meistern.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass ich mich nun endgültig in die Klapse einweisen lasse. Vielleicht bringt es mir ja etwas, von allem erst einmal Abstand zu bekommen.
Ich hoffe nur, dass ich dann noch die Kraft habe, zurückzukommen und am alten Leben weiterzumachen. Denn ich wollte immer zu denen gehören, die nicht aufgeben, die kämpfen und weitermachen.
Wie auch immer, morgen weiß ich mehr…
Hey:)
Erstmal ist es sehr gut, dass dir das bewusst ist. Das is schon mal der erste – und m.M.n. auch wichtigste – Schritt.
Du hast Recht, es sind diese ‚kleinen‘ Dinge, an denen man einfach merkt, dass man sein Leben im Prinzip nicht mehr wirklich im Griff hat & auf die Reihe bekommt, obwohl man noch halbwegs lebt. Dafür muss man nicht regelmäßig im Krankenhaus aufwachen…
Abi abbrechen halte ich für absolut keine Lösung für solche Probleme, und von daher auch ein eher unguter Ratschlag;)
Es hilft deinem Innersten kein Stück, es ändert an deiner Verfassung im Grunde nichts – nur kurzfristig. Außer, du hast wirklich keine Lust mehr auf Abi und den Rest, der hinterher kommt 😉
Abgesehen davon, dass die Wahrscheinlichkeit, das hinterher zu bereuen, ziemlich groß ist. Pausen finde ich da sinnvoller.
Und so läuft das auch meist, wenn man in die Klapse geht –
du kannst fast problemlos ein paar Monate Pause machen und dich halbwegs erholen, bis du wieder in der Lage bist, dein Leben zu führen. Unsere Schule is da zum Glück auch sehr human – du musst nicht mal zahlen, wenn du weg bist;)
Das musst du natürlich alles selbst wissen …
aber in die Klapse zu gehen, ist nicht so schlimm, wie viele immer glauben. Es ist natürlich ein großer Schritt, aber er bringt einen auch weiter…
und ich halte dein psychisches Befinden für die Hauptsache, und das Abi für die Nebensache – denn das Abi kann man verschieben 😉
Du bist es wirklich wert, dir was Gutes zu tun, was immer es auch ist.
Wie auch immer du dich entscheidest –
ich wünsch dir alles, alles Gute & ganz viel Kraft.
Liebe Grüße
Hey : )
Ja, da hast du recht. Ich merke einfach an allen Kleinigkeiten, die sich häufen, dass das wieder in eine schlimme Richtung geht… Das Abi möchte ich auch nicht abbrechen. Ich weiß auch, dass ich für immer damit Leben müsste, darin versagt zu haben. Das würde meinen Selbstzweifeln noch mehr Nahrung geben…
Danke übrigens für deine Antwort! Ich bin mir nämlich recht unsicher, was mich erwartet, wenn ich mir wirklich für ein paar Monate eine Auszeit nehme…
Dir auch ganz viel Kraft! : )
Liebe Grüße
Es geht dir wirklich schlecht. Selbstzweifel, in diesem Ausmaß, halte ich für unbewusste Selbstbewusstseinsselbstzerstörung. Depressionen sind die Folge davon. Die daraus resultierende Kraftlosigkeit, das Leben irgendwie zufriedenstellend zu meistern, bringt wieder enorme Selbstzweifel.
Das ist ein Teufelskreis, der nur schwer zu unterbrechen ist.
Aber du weißt das und ich finde es gut und bewundernswert, dass du so viel Kraft aufbringst, um selbst etwas dagegen zu unternehmen.
Das Abi einfach abzubrechen wäre durchaus eine Möglichkeit. Aber was willst du denn dann machen? Du könntest es hinterher bereuen und deine Selbstzweifel und Selbstvorwürfe würden dadurch noch größer werden. Das wäre also keine Lösung.
Eine bestimmte Form der Therapie ist bestimmt die bessere und erfolgsversprechendere Möglichkeit. Ob, wie, wenn und was… hängen von dir ab und musst du, wie du selbst sagst, mit jemandem klären, der auch Erfahrung hat und etwas davon versteht.
Mehr oder weniger helfende Hände von Freunden, werden kaum ausreichend, können aber sehr hilfreich sein.
Ich wünsche dir alles Gute und bitte gib nicht auf.
Hallo unbekannt,
danke für deinen Kommentar!
Mich kostet es sehr viel Kraft, aber ich merke ja selbst, dass es noch nie so schlimm war…und da ich zudem das Gefühl habe, dass das immer wiederkommen wird, muss ich einfach etwas tun. Irgendeinen Weg suchen, den ich noch nicht gegangen bin. Und das Abi erst einmal „aussetzen“ und in eine Klinik gehen, ist zwar ein großer Schritt, aber es wäre vielleicht etwas, was mich wieder ins Leben holt. Und zwar nicht nur so halb…