Unwritten.

Ein Gespräch mit dir ist wie eine interaktive Lehrstunde, in die ich hineingehe mit einem unbeschriebenen Blatt. So kann ich wirklich offen für deine Worte sein und auch fähig, mir Anmerkungen zu notieren. Denn nur so können wir uns wert- und vorurteilsfrei begegnen, Lob und Kritik annehmen und verarbeiten. Dabei zählen dann keine versteckten Emotionen, keine Kompensation und auch kein Lehrmaterial aus anderen Stunden. Und so ist für mich jede Stunde neu. Für den Moment.

Wenn wir uns begegnen, bin ich einfach wie ein unbeschriebenes Blatt. Alles ist neu und füllt sich mit Erkenntnissen. So schaffe es, dir ohne Abwehr zu begegnen. Ohne die Angst, dass du etwas fragen oder sagen könntest, was nicht mit meinem Blatt übereinstimmt – wenn ich es denn vorher beschrieben hätte.

Und ich frage mich… warum kann das nicht immer und mit jedem Menschen so sein? Warum tragen wir unsere Ängste, Verletzungen, Meinungen, Sichtweisen und Bilder von anderen mit in unsere Gespräche? Warum lässt es sich nicht abstellen, dass wir werten und urteilen? Warum spüren wir die Bewertungen anderer, ohne dass sie etwas sagen? Warum bloß können wir uns davon nicht so leicht lösen? Warum können wir uns nicht immer wieder neu begegnen und doch kennen? Warum steht da so viel Geschriebenes und gleichzeitig Unausgesprochenes und warum glauben wir, dass es besser wird, wenn wir über unsere bereits beschriebenen Blätter sprechen? Warum schafft das alles nur einen Kompromiss, aber kein wirklich ehrliches Verständnis füreinander? Wie können wir je glauben uns zu kennen und zu lieben, wenn wir uns von veränderten Verhaltensweisen irritieren lassen? Wie können wir (wieder) frei und doch verbunden sein?

Wie können wir wieder ein unbeschriebenes und offenes Blatt werden?

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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