…ist für alle Beteiligten eine gute Sache – ja oder nein?
Schreibt mir spontan eure Meinung zum Thema, ob als Kommentar oder per Mail!
Ich bin auch dankbar für Material (Texte, Videos,…), welches allerdings nicht allzu versörend sein sollte, da mich das Thema extrem emotional beschäfigt…
Liebe Grüße
von der lernenden Journey, die am liebsten jetzt schon auswandern würde…
Leiharbeit ist nichts anderes als eine moderne Form der Sklaverei.
Ich habe selbst 2 Jahre als Leiharbeiter gearbeitet.
De facto muss man eigentlich nicht überlegen, ob man das, wenn man die Wahl hat, wirklich will. Eine Agentur vermittelt dir Arbeit und streicht dafür einen nicht unbeträchtlichen Teil deines Lohns ein. Die Arbeit wäre aus so dagewesen, aber auf diesem Weg verdient zwischengeschoben noch ein „Makler“ das Geld, welches dir zugestanden hätte, einfach dafür, dass er dir gezeigt hat, wo die Arbeit liegt…
Das ist eine ganz scheußliche Praxis, welche hoffentlich mit der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns, den uns ja diverse Parteien für nach der Bundestagswahl versprachen, verschwindet und nie wieder auftaucht.
Für alle lohngedumpten Arbeitssklaven, die in einem solchen Verhältnis stehen, darf man nur auf einen Regierungswechsel hoffen. Ansonsten wird es in den nächsten Jahren ungleich viel mehr Fälle von Burnout, Altersarmut und Depressionen geben!
Ich hab das nun nur grob umrissen, denn meine Meinung zu dem Thema ist leider sehr eisern. Bestimmt gibt es auch irgendwo irgendwelche Vorteile, doch zweifle ich, dass diese wirklich denen zugute kommen, die sich dafür täglich für einen Hungerlohn schinden.
(P.S.: Wer die FDP wählt, der ist selbst schuld… oder Aktionär…)
Es mag Branchen geben, in denen diese Art der Beschäftigung sinnvoll ist.
Aber in dem Ausmaß, wie das heutzutage betrieben wird, ist das vor allem reine Profitgier auf Kosten der hart arbeitenden Beschäftigten.
Das stimmt leider…wie so oft steht auch hier Geld über dem menschlichen Wohlbefinden… : /
Spontan sagst Du?
Spontan empfinde ich Leiharbeit als unsozial und ausbeuterisch. Ich sehe Zeitarbeit irgendwie als Arbeit zweiter Klasse an, bei denen ich die Vorteile nur bei den Arbeitgebern sehe.
Doch wenn ich näher drüber nachdenke, habe ich dafür keine guten Argumente.
Vom Prinzip her kann ich gar nichts Schlechtes an der Idee finden, im Gegenteil. Über die Vorteile für Verleiher und Entleiher müssen wir nicht reden, doch auch der Arbeiter kann Vorteile haben. Ist dieser bei seiner Zeitarbeitsfirma ordentlich(!) angestellt und arbeitet an verschiedenen Stellen, ist doch alles in Ordnung – abwechslungsreicher und relativ sicherer Job. Außerdem muss jeder Arbeiter an jedem neuen Arbeitsplatz ordentlich über Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt werden, was auch vom TÜV überprüft wird. Das ist allemal besser, als würden Firmen ihre Angestellten auf eigene Faust und einigermaßen anarchistisch an andere Firmen verleihen.
In der Praxis fürchte ich aber, dass Zeitarbeit über Mechanismen, die mir nicht ganz klar sind, einzig zum Sparen von Lohnkosten dient. So ist mir ein Fall bekannt, bei dem die Betroffene samt Kollegen aus ihrem Angestellten-Verhältnis entlassen wurde, um von einer Zeitarbeitsfirma unter schlechteren Konditionen wieder eingestellt zu werden. Sie macht heute denselben Job am selben Ort, aber für weniger Lohn.
Ich kann mir nicht helfen, aber trotz mir fehlender stichhaltiger Informationen bleibt mein spontanes Empfinden: Leiharbeit ist unsozial.
Ein anderer Aspekt ist mir noch über den Weg gelaufen, den ich nicht unterschätzen will: Leiharbeiter haben es schwer, in den jeweiligen Firmen soziale Kontakte zu knüpfen. Sie sind nur kurz dort und werden von Chefs und Festangestellten als Auswärtige angesehen (was sie ja auch sind). Welcher Zeitarbeiter wird beispielsweise zu einer Weihnachtsfeier eingeladen?
Dieses soziale Außenstehen unterstreicht m.E. ihren Status als zweitklassige Arbeitnehmer.
Lieber Pit,
ich danke dir sehr für deine beiden Kommentare!
Das mit der „Arbeit zweiter Klasse“ hast du gut erkannt…denn leider ist es in der Praxis genau so…
Theoretisch und im Ansatz ist ja das System nicht so schlecht, doch durch viel zu große Spielräume zum Ausnutzen von „Arbeitskräften“ und gleichteizigem „Geld sparen“ ist es leider zu dem gekommen, was wir nun vorfinden…
Das, was deiner Kollegin passiert ist, erinnert mich stark an das Schlecker-Dilemma…die haben das ja auch so mit ihren Mitarbeitern gemacht und ich muss ehrlich sagen, dass das eine absolute Frechheit ist (obwohl ich Schlecker echt toll fand..).
Klar hat man als Arbeitgeber hohe Kosten. Aber das wird so auch nicht besser, da das wiederum auf Kosten anderer geschieht, die dann sogar noch schlechter dran sind. Und muss das wirklich sein? Dieser Egoismus ist unverzeichlich und schadet letztendlich wirklich jedem…
Aber was soll man tun? Wo existiert die Lösung für all das, was alle zusammen nach und nach verbocken? Wo ist das Genie mit dem Masterplan, mit der Idee zu einem System, das funktioniert? Oder ist das einfach nur ein Trugschuss und es gibt keine Lösung, mit der alle zufrieden sind?! Soll Gerechtigkeit auch weiterhin nichts mit Recht zu tun haben – wie es immer der Fall war?
Ich muss echt sagen: Hut ab vor jedem Chef, der sich wirklich noch Angestellte mit unbefristetem Vertrag leistet. Hut ab vor jedem, der anderen Menschen ein Stückchen Sicherheit beschert in dieser unsicheren und brutalen (Arbeits-)welt…
@Fe:
Ich teile Deine Abscheu gegenüber der real existierenden Leiharbeit, denn in der Praxis mag sie der Sklavenarbeit nahekommen oder zumindest nahegekommen sein.
Dennoch ist das Prinzip gut. Immerhin könn(t)en auf diese Weise Festangestelltenverträge entstehen (mit dem Leiharbeitsanbieter, der immer irgendwo Arbeit für seine Angestellten findet), wo sonst nur Minijobs o.ä. möglich wären (mit den ausleihenden Firmen, die nur zeitweise die Arbeitskraft brauchen und sich auch nicht mehr leisten können). Dass das so schön aber nicht immer funktioniert, glaube ich auch, und auch, dass das System ausgenutzt wird, um bestehende Festverträge aufzulösen. Ich weiß aber nichts über genaue Zahlen dazu. Du sicher auch nicht, oder?
Ansonsten gibt es bereits seit 2012 einen Mindestlohn für Leiharbeit, der auch nicht unter dem üblichen Tariflohn der jeweiligen Branche liegen darf. Was es da für Handlungsspielraum zum Tricksen gibt, weiß ich nicht.
Ich halte es aber durchaus für möglich, dass das System zu einem hohen Prozentsatz gut und sozial funktioniert, wir aber übers Hörensagen nur die bitterbösen Fälle wahrnehmen. Hier wären dringend verlässliche (ungefälschte) Statistiken nötig.
(Ich weiß, dass dies meinem ersten Kommentar ein wenig widerspricht :-))
Zitat: (Ich weiß, dass dies meinem ersten Kommentar ein wenig widerspricht :-))
Jaja, die Relativität des Lebens ; )
@Journey:
Zitat: „Soll Gerechtigkeit auch weiterhin nichts mit Recht zu tun haben – wie es immer der Fall war?“
Was sollte sich denn geändert haben? Habe ich etwas verpasst 😉
Im Ernst: Wenn der Gesetzgeber Gesetzeslücken lässt, werden sie genutzt, wenn der Staat die Kontrolle unterlässt, werden Gesetze gebrochen werden. Deswegen sind Gesetze doch so kompliziert formuliert: alles muss haarklein festgelegt werden, weil sonst irgendein Hansel die (nicht geregelte) Lücke ausnutzen wird – straffrei.
ABER: Es gibt auch die von Dir erwähnten Chefs, vor denen Du den Hut ziehst! Und genau die sind es, die den Masterplan haben! Niemand sonst.
Regierungen können nur Gesetze schaffen. Was wir aber brauchen sind Gewissenhaftigkeit, Solidarität und die Bereitschaft, auf eigene Vorteile zu verzichten, obwohl wir sie haben könnten(!). Das muss Erwachsenen und besonders Kindern vorgelebt werden, dann gibt es auch bald mehr Chefs mit dem Masterplan.
Und dieses Vorleben können wir alle tun, im eigenen, kleinen Umfeld. Mehr gibt es gar nicht zu tun.
Immer diese Lückensucher…
Zitat: Regierungen können nur Gesetze schaffen. Was wir aber brauchen sind Gewissenhaftigkeit, Solidarität und die Bereitschaft, auf eigene Vorteile zu verzichten, obwohl wir sie haben könnten(!). Das muss Erwachsenen und besonders Kindern vorgelebt werden, dann gibt es auch bald mehr Chefs mit dem Masterplan. Und dieses Vorleben können wir alle tun, im eigenen, kleinen Umfeld. Mehr gibt es gar nicht zu tun.
Du sagst/schreibst es!! So sollte es sein…so muss es sogar sein, wenn das Leben erträglicher werden soll! Für A-L-L-E…