Da ich mir vorgenommen, habe ernsthaft und nicht nur sporadisch die Zeitung durchzublättern, bin ich auf einen Artikel gestoßen, den ich sofort rausgerissen und auf den To-do-Stapel mit allen handschriftlichen Ideen gelegt habe, die ich heute zumindest noch abtippen möchte.
Schon allein die Titelüberschrift hat mich interessiert, da ich auch ein Außenseiter-Kind wie Stefan war. Woran das genau liegt, habe ich bis heute noch nicht entschlüsseln können. Aber auf jeden Fall hat es sehr mein Sozialverhalten geprägt, weil ich seit ich denken kann immer Probleme mit Gleichaltrigen hatte. Bis heute habe ich sie sogar, aber ich gewichte es nicht mehr so wie früher.
Allerdings staden bei mir die Kids nicht vor der Tür und wollten mit mir spielen. Jedenfalls kann ich mich an viele Tage erinnern, die ich allein, aber nicht einsam(!) verbracht habe. Einsamkeit klingt negativ. Ich habe mich erst später wirklich einsam gefühlt, als das Mobbing an der Realschule dazu kam.
Ich habe jedenfalls früh gemerkt, dass ich alleine besser dran war, als mit dem Rest der Welt. Sehen wir mal von den „Freunden“ ab, die ich damals hatte. Die haben mich nicht geprägt. Im Inneren war ich auf allein gepolt. Denn ich war einfach ein Einzelgänger und werde es irgendwo auch immer sein. Als Kind hatte ich kein Problem damit. Ich kannte es nicht anders. Alleine spielen war normal für mich. Auch im Kindergarten und später. Sicherlich konnte ich auch mit anderen Kindern spielen…aber überwiegend spielte ich alleine.
Ich hatte zwar Maze, die ich wortwörtlich bereits mein Leben lang kenne, da unsere Mütter im selben Zimmer waren und wir am selben Tag auf die Welt gekommen sind. Damals habe ich immer wieder mal was mit ihr gemacht, dann wieder nicht,…heute sind wir beste Freundinnen und sie ist eine der wenigen, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht und von der ich heute sagen kann, dass sie lebensnotwendig für mich ist. Auch, wenn ich noch die ein oder anderen sozialen Schwierigkeiten habe und daher nicht immer so verstanden werde, wie es mir wichtig wäre.
Im Artikel steht, dass man mit seinem Kind reden soll…mich hat man einfach auf die Vorschule wegen meinen sozialen Schwierigkeiten geschickt und basta. Gefragt wie ich mich fühle hat meines Wissens niemand. Und meine Mutter war glaube ich eher eine, die mir Vorwürfe gemacht hat. Das macht sie heute auch noch…täglich. Manchmal kommt sie deswegen sogar extra in mein Zimmer…um mich zu kritisieren. Zum Beispiel, dass ich nicht nach dem Rest der Familie aufräume, was ich allerdings nicht machen werde, da ich in diesem „Zuhause“ nicht lebe. Nur in meinem Zimmer und das war’s.
Zu der Bildunterschrift kann ich nur hinzufügen, dass man das als Kind nicht unbedingt lieber tut. Man weiß nicht, was man tut. Man sieht einfach zu, beobachtet und macht sich vielleicht so seine Gedanken. Als ich älter wurde, gingen diese Gedanken dann ins Negative über….
Meine Meinung ist, dass man das Kind nicht zwingen kann mit den anderen zu spielen. Man sollte es im Kindergarten/in der Schule allerdings beobachten. Wenn das Kind soziale Schwierigkeiten bereits so früh aufweist, wird es im Leben später sehr schwer werden, wie es für mich auch sehr schwer war und zum großen Teil immer noch ist.
Als ich auf die Grundschule kam, hatte ich somit bereits kein gutes Menschenbild im Unterbewusstsein und meine sozialen Kontakte verbesserten sich immer noch nicht. Allerdings gab ich dennoch nicht auf irgendwo Freunde zu finden, weil man das ja unbedingt braucht. Ohne Gleichaltrige kam ich aber besser zurecht, das fand ich immer schon. Misstrauen begleitet mich bis heute noch. Ich beherrsche mich das aber nicht zu zeigen. Ich will kein Außenseiter mehr sein. Alleine ja. Aber kein Außenseiter, der nur fertig gemacht wird und als Opfer gesehen wird.
Ich fand an der Grundschule trotzdem ein paar Freunde, lief ab und zu mit Maze über den Pausenhof, machte den Diddl-Blätter-Hype mit, aber das auch nur in den ersten zwei Klassen. Ab der dritten ging das dann damit los, dass ich kein Sport mitmachen konnte bzw. vom Arzt wegen meinen Fünfen und Sechsen befreit wurde. Man begann mich schräg anzusehen.
Das war auch die Zeit, an der Kids aus den höheren Klassen (ich war auf einer Grund- und Hauptschule) damit anfingen mich mit Pfennigstücken zu bewerfen und auszulachen. Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht. Sie mussten ja recht haben. Von zu Hause bekam ich auch keine richtige Bestätigung etwas wert zu sein. Ich war nur Last.
Und so verringerte sich mein Selbstbewusstsein immer mehr…. Es gab eigentlich nur einen Ort, an dem ich mich wohlfühlte: In der Stammkneipe von meinem Vater. Immer samstags nahm er mich ein bisschen mit. Dort lernte ich auch eine Freundin kennen, mit der ich sehr lange befreundet war, mich allerdings auseinandergelebt habe. Die Erwachsenen in den Kneipen waren jedenfalls alle so lieb zu mir, das war ich so gar nicht gewohnt. Und das habe ich auch gebraucht. Doch die Zeit hörte auch wieder auf.
Denn ich kam auf die Realschule…und wie es mir in meinem Leben noch so erging, kann man in meiner autobiografischen Kurzgeschichte lesen, die allerdings sehr verharmlost ist. Dazu kann man sich noch Selbstmordgedanken und Mobbing jeglicher Art denken.
Und die Tatsache, dass ich mit 16/17 wieder angefangen habe in die Kneipe zu gehen fehlt ebenfalls. Das hat mich auch sehr geprägt. Ich habe viele Menschen kennengelernt, auch solche, die ich eigentlich schon kannte, und vor allem waren dort keine Kinder. Keine Jugendlichen. Keiner, der mich fertig gemacht hat. Alle sind dort um die 40/50 Jahre alt. Und die Kneipe ist eines der wenigen Orte, an denen ich mich wirklich zu Hause fühle. Mit all. den Menschen und ihren Geschichten. Mit den Erlebnissen. Mit denen, die es nicht mehr gibt wie den damaligen Wirt und die letzte Bedienung, die vor den Zug gesprungen ist.
Die Kneipe ist mein Ausgleich zum restlichen Leben. Es reicht schon, wenn ich drin sitze und eine vertraute Stimme hören darf. Womit ich nicht klarkomme ist der Tod und die Tatsache, dass alle meine Freunde dort früher sterben werden als ich…
Die Kneipe ist übrigens auch die Stammkneipe von U. Aber das macht mir nichts aus. Es ist die einzige Bindung, die ich zu meinem Vater habe.
Als Schlusssatz meiner „Biografie“ möchte ich noch betonen, dass ich trotz all meiner sozialen Schwierigkeiten immer paradoxerweise versucht habe mich nicht festzulegen und an das Gute im Menschen geglaubt habe. Sicherlich habe ich Vorurteile. Aber die sind nicht so festgelegt, dass man mich gar nicht vom Gegenteil überzeugen könnte.