Stellen wir uns einmal eine kleine Doppelstadt mit etwas mehr als 80.000 Einwohnern im Herzen vom Black Forest vor. Mit Kirchen, kleineren Shopping-Gelegenheiten, Theatern, Kinos und…Schulen dürfen da natürlich auch nicht fehlen!
Ich habe mir einmal die Mühe gemacht alle diese Schulen zu kategorisieren. Ich weiß nicht, ob der Stand aktuell ist, aber viel kann sich nicht geändert haben.
Hier die Schulen dieser Doppelstadt im Einzelnen, auseinander genommen, einfach nach Schulzweigen sortiert:
Grundschule : 14
Grundschule + Ganztagsschule: 3
Gesamt: 17
Hauptschule: 4
Hauptschule + Ganztagsschule: 3
Gesamt: 7
Werkrealschule: 4
Werkrealschule + Ganztagsschule: 2
Gesamt: 6
Realschule: 3
Realschule + Ganztagsschule: Für eine vollkommen neue Realschule wurde der Antrag abgelehnt!
Gymnasium: (4)
Gymnasium + Ganztagesschule: In Planung…
Sonderschule, etc.: 6
Waldorfschule: 1
Andere Schule: 11
Worum es mir geht ist folgendes: Die Ganztags-Realschule!
Meine letzte Schule wollte/bzw. will immer noch zu einer Ganztags-Realschule werden. Momentan sind wir eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Und von oben bis unten eine Ganztagsschule.
Laut dem Gesetz wird allerdings in unserer Stadt keine weitere Realschule benötigt. Wir würden immer noch eine Grund- und Hauptschule bleiben. Nur das mit der Realschule würde noch dazukommen. Somit wären wir die erste Ganztagesrealschule in dieser Doppelstadt. Seit zwei Jahren wird also geplant, gemacht, argumentiert und schließlich – letztendlich – zählen für das Ministerium und die Gesetzesvollzieher nur die Zahlen. Und die besagen, dass eine Doppelstadt neun bis zehn Möglichkeiten zur mittleren Reife bieten sollte, was bereits erfüllt wird.
Doch was geschieht mit den Kindern, die in einer Ganztags-Grundschule aufgewachsen sind und diese Unterstützung, wie wir sie ihnen bieten mit dem pädagogischen Personal, auch noch weiterhin benötigen? Was ist, wenn sie eine Realschulempfehlung bekommen und wir ihnen das nicht bieten können – nein – keine Schule ihnen eine Realschule mit dieser Betreuung bieten kann? Wenn die Eltern nun arbeiten und keine Zeit fürs Kind haben? Es gibt viele Kinder, so der Rektor meiner früheren Schule, deren zu Hause die Schule ist. Deren zu Hause aufgrund…gewisser Ereignisse nicht mehr als ihr „zu Hause“ bezeichnet werden kann. Wir nehmen diese Kinder auf…wir nehmen so gut wie jeden bei uns auf.
Am Ganztages-Gymnasium hingegen wird zwar noch gearbeitet. Aber immerhin ist es in Planung. – Wir hätten bereits alle Räumlichkeiten für unser Projekt. Es müsste nur eine Hauptschulklasse für eine Realschulklasse gestrichen werden. Aber das wäre egal. Denn es könnte besser „aussortiert“ werden.
Und auch unsere Zahlen sind trotz der bundesweiten Hauptschulkrise nicht zurückgegangen.
Ein weiteres Problem ist, dass die Ganztagsschule nirgends im Schulgesetz erwähnt wird. Ein Bedarf an einer Ganztagsschule ist daher für das Ministerium kein Argument. Doch dieser eine Bedarf ist – abgesehen vom Gesetz – vorhanden!
Und das Gesetz geht sogar so weit, Dinge zu behaupten, die nicht stimmen…nur damit wir für unser Projekt keine Zusage bekommen. So, wie ich das mitbekommen habe, wurde als Argument behauptet, dass eine normale Realschule in dieser Doppelstadt schon zur Ganztags-Realschule werden solle. Es folgte ein Leserbrief der Direktorin dieser Schule in dem sie möglichst freundlich klargestellt hat, das sie solch ein Projekt niemals geplant hatte.
Ich denke also, meine frühere Schule hat sich bis jetzt nicht schlecht gehalten. Wir haben pädagogisches Personal, sind gut organisiert und die Lehrer geben ihr bestes, damit die Schüler nach ihrem Abschluss nicht auf dem Trockenen sitzen. Im Vergleich dazu gibt es sogar vereinzelte Hauptschulen, an denen unterrichtet wird, wie die Schüler in Zukunft ihre Hartz4-Bögen ausfüllen sollen. Dabei sollte man doch sein bestes geben, dass es nicht soweit kommt.
Wir haben einen Schulbrand überstanden und vieles wurde an unserer Schule neu aufgebaut. Ich denke, dass wir es auch schaffen würden eine Realschulklasse pro Stufe zu füllen!
Mein damaliger Rektor gibt in dieser Hinsicht auch nicht so schnell auf. Nach zwei Jahren lässt er sich nicht einfach vom Feld stechen. Der Bürgermeister ist auch noch auf unserer Seite. Momentan wird ein Brief an den Kultusminister geschrieben…also abwarten.