Ich habe mir anfangs gar nicht so wirklich Gedanken gemacht, warum ich meine täglichen Einträge eigentlich „Logbuch“ nenne… In einem anderen Corona-Tagebuch/Logbuch, auf das ich von einer Frau aus der literarischen Werkstatt hingewiesen worden bin, ist der Autor interessanterweise genau auf das Thema eingegangen (siehe Eintrag vom 13. April 2020 auf dieser Seite).
So ein „richtiges“ Logbuch im klassischen Sinn mit dem Ziel, Daten zu erfassen, scheint meins allerdings nicht zu sein und gleichzeitig auch wieder doch. Bloß handelt es sich bei meinen Datensätzen eben nicht um (Zahlen)Werte, sondern ganz grob um das Thema „persönliche (Weiter)Entwicklung“. Mit vielen Unterthemen und Verzweigungen.
Und ich mache das auch nicht, während ich die Welt bereise, sondern befinde mich auf dieser Journey zu Hause. Mein imaginärer Zug fährt allerdings trotzdem von b nach a über x und nutzt dabei auch mal ganz andere Weichen und Gleise als noch einen Tag zuvor.
An einen Fahrplan hält sich das alles also nur sehr grob, was ich u.a. auf die Zusatzbenennung meiner Titel beziehe, die ich ja je nach Lust und Laune hinzufüge oder weglasse. Ebenso gibt es keine Regel für die Zeit, in der ich blogge. Außer eben die eine, dass es (bis jetzt) jeden Tag stattfinden soll. Anfangs lag der Zeitpunkt ja eher vor 22 Uhr, in letzter Zeit schaffe ich es gerade so um 23:59.
Dennoch bin ich irgendwie stolz auf mich. Ich fühle mich auch wieder mehr „im Leben“, obwohl ich paradoxerweise das Haus seltener verlasse und fast niemanden sehe.
Vor allem aber genieße ich die Freiheit des Geistes. Dazu gehört, dass ich auch niemandem was beweisen muss (außer mir selbst vielleicht). Dass ich es überhaupt als „Leistung“ sehen kann, was ich hier mache. Und ich erfreue mich der Stille meiner inneren Kritikerin, die mich gewiss fragen würde, warum ich nicht noch weiter, schlauer, weniger widersprüchlich, reflektierter und vor allem noch keine Bestsellerautorin bin. Na und? Ich schreibe dafür wieder, wonach mir der Sinn steht. Für mich. Für den Moment.
Observer hat neulich in seinem Kommentar vieles so schön erkannt, das ich es hier nochmal erwähnen will:
[…] Diese Form der Selbstreflexion, wie Du sie betreibst, nimmt einen immer auch ein Stück mit auf Deiner ganz persönlichen Reise durchs Leben, das gefällt mir sehr. Gerne würde ich Dir zu fast allen Deinen Beiträgen auch etwas schreiben, aber ich habe den Eindruck, dass ich Dir kaum etwas mitteilen könnte, worüber Du Dir nicht schon längst selbst Gedanken gemacht hast. Dazu kommt, dass viele Themen sehr komplexe Gebilde sind, die sich kaum in ein paar Sätzen erschöpfend greifen lassen. Mein Eindruck aber ist ohnehin der, dass Du selbst bereits am meisten davon profitierst, Deine Beiträge zu verfassen. Quasi als schriftlicher „Abschluss“ vieler Gedanken, wenn auch vielleicht nur für den Moment. […]
Und andere Stimmen?
Auch Maze liest mit, was mich sehr freut. Sie kommentiert das dann am Telefon.
Meine Mum hat ebenso mal wieder rein gesehen und findet es alles in allem glaube ich bewundernswert über was ich mir alles so Gedanken mache und wie ich das in Worte fasse. Sie fragte mich allerdings auch, ob da nicht einmal die Woche reichen würde bei dem Anspruch, den meine Texte zum Teil aufweisen. Und sie wollte zudem wissen, wer das alles eigentlich liest.
Nun, das weiß ich auch nicht so recht. Kommentatoren habe ich nicht sonderlich viele, aber ich glaube schon einige stille Leser. Schlimm finde ich das aber nicht, denn darum geht es mir ja auch nicht. Wenn ich gelegentlich vom ein oder anderen mal wieder etwas lese, freut mich das dann umso mehr. Außerdem tue ich mich manchmal schwer mit einer „zeitnahen“ Antwort. Das war allerdings schon immer so bei mir. Ich weiß selbst, dass nach einem Monat wohl keiner mehr so recht weiß, worum es eigentlich geht, aber ebenso denke ich mir: besser spät als nie. ; )
In diesem Sinne: Lasst euch nicht stressen und macht das Beste aus eurer Zeit!