Von E-Mails und Menschen.

Da im Pädagogikunterricht während des Kommunikationsthemas ein weiteres, interessantes Thema aufgegriffen wurde, möchte ich auch einmal etwas dazu schreiben.

Meine beiden Fragestellungen hierzu lauten folgendermaßen:
1. Inwiefern ist eine E-Mail, eine SMS, ein Chat unpersönlicher als ein Telefonat oder gar ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht?
2. Ist Gesprochenes stärker als die Schrift?

Fangen wir einmal mit dem zweiten Punkt an:
Bei einigen Menschen liegt wohl der Schwerpunkt im Reden, wie man im Unterricht sehen/hören kann. Sie melden sich bei allem möglichen und ihnen fallen spontan viele Dinge ein. Manchmal frage ich mich, warum ich mich eigentlich nicht auch melde, da ich mit Sicherheit auf das ein oder andere auch gekommen wäre. Aber ich vermute, ich bin einfach nicht spontan genug. Ich sage gar nichts oder so gut wie gar nichts, was im Unterricht etwas verwerflich erschient, da man unbedingt mitarbeiten sollte, um seine Note so gut es geht zu verbessern. Ich kann das nicht so gut und schweige lieber. Ich bin allerdings froh, dass das, was ich hier in schriftlicher Form von mir gebe, ebenfalls in meine Note einfließt.
Was allerdings nicht bedeutet, dass ich im Unterricht nicht mitarbeite. Ich melde mich zwar so gut wie nie, aber dafür schreibe ich die ganze Zeit ununterbrochen wie mir neulich aufgefallen ist. Ich schreibe Blätter voll und das kann ich dann wiederum gut als Grundlage für die Artikel dieses Blogs und meines anderen Blogs nehmen. Denn im Prinzip ähneln sie sich ja.
Ich hoffe jedenfalls, dass ich im Endeffekt von dem vielen Schreiben mehr habe, als davon, mich nur im Unterricht zu melden, was ich mangels Spontanität sowieso nicht sehr gerne mache. Ich rede lieber in kleineren Runden, als in einer Klasse mit 30 anderen Leuten um mich herum.
Ich mag reden zwar, ich rede sogar ziemlich gerne, aber ich bin einfach nicht überzeugend, wenn ein Haufen Menschen vor mir sitzt. Im Grunde gibt es nur wenige Personen, die ich spontan mit Fremdwörtern übersäen kann. Im Unterricht geht das nicht. Dazu ist die Klasse zu groß und das an sich ist schon unpersönlich genug. Man kann auf keinen Schüler eingehen und alles wird immer oberflächlicher. In kleinerem Kreise werde ich vielleicht eine Person überzeugen können, wenn ich wirklich von dem Thema selbst begeistert bin. Aber wenn da schon mehrere sitzen fühle ich mich in der Unterzahl und beginne zu Zweifeln. Ich könnte auch nie in einem Laden stehen und jemandem begeisternd Sachen andrehen, die ich selbst furchtbar finde.

Reden ist also eher weniger mein Spezialgebiet. Eher das schreiben. Ich schreibe gerne E-Mails, die über ein bis zwei Seiten gehen und gebe bei anderen Bloggern manchmal Kommentare ab, die größer sind als deren eigentliche Artikel. Ich bin deshalb auch kein Freund von SMS oder vom Chatten. Mir ist das einfach zu unpersönlich, wie jeder dem anderen abgehackte Sätze zuschickt. Ich achte (fast) immer auf Orthografie und Interpunktion. Die meisten Chatfreunde sind laut eigenen Aussagen dazu viel zu faul. Mittlerweile chatte ich allerdings auch nicht mehr und habe ICQ und Skype nur wegen zwei Personen auf dem Rechner, die genau so selten online sind wie ich.
Ich finde, jemandem einen längeren Text zu schreiben oder für jemanden extra ein Gedicht zu verfassen ist mit Abstand viel persönlicher als nur zu chatten oder SMS auszutauschen. Aus einem Text, so finde ich, kann man auch mehr Gefühle ablesen, als in den Smylies des anderen. Komischerweise gilt das für mich auch in der Realität. Ich kann schlecht an den Gesichtszügen des anderen abschätzen, was er so denkt und wie er sich fühlt. Wie soll man das auch noch können; in einer Welt voller Heuchler und „Masken“, die Depressionen verschleiern sollen?

Ein Fremder habe einmal zu einem guten Freund von mir gesagt, dass ich komisch sei, weil ich nur in der Gegend und ins Leere starre. Ich muss zugeben, dass diese Person mich ziemlich gut eingeschätzt hat, weil ich mich damals oft so „leer“ gefühlt habe. Leider weiß ich nicht, wer sie war und der besagte Freund kann sich auch nicht mehr daran erinnern…

Alles in allem kann man allerdings nicht sagen, dass irgendetwas unpersönlicher ist als das andere. Es kommt darauf an, wie man auf den Gegenüber eingeht und wie man die Dinge formuliert, egal ob schriftlich oder mündlich. Manche Leute können auch nicht von Angesicht zu Angesicht jemandem etwas sagen. Andere finden es unpersönlich am Telefon „Schluss“ zu machen. Als ich vor drei Jahren zum ersten Mal mit einem Freund aus M. gechattet habe, war dieses „Gespräch“ intensiver gewesen, als so manch ein Gespräch in der Realität. Und mit anderen wiederum chattet man am besten gar nicht, weil man nur afk, kp, np und hdl liest, was ich wiederum ziemlich unpersönlich finde. Und wenn man mal eine Minute nicht antwortet, flippt die Person am anderen keyboard aus.
Ich kannte wirklich mal einen, der hat in der Realität nur in Chatsprache geredet, hat mir aber in Diktaten Konkurrenz gemacht.
Chatten fand ich immer aus dem Grund angenehm, weil man eben nicht sofort Antworten muss und sich ruhig ein paar Sekunden bis Minuten Zeit lassen kann. Aus diesem Grund finde ich E-Mails sogar noch angenehmer. Man hat Zeit und kann viel schreiben.

Posted by Journey

Kategorie: Lerntagebuch

Autor: Journey

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