Erste Beobachtung: Ablenkung und Arbeitsplatzgestaltung

Die Küche ist nicht aufgeräumt, der Boden könnte mal wieder gewischt werden und die Fenster könnten auch mal wieder geputzt werden, obwohl das erst ein paar Tage her ist. Ich könnte mir jetzt genauso gut eine Zigarette (versuchen zu) drehen oder nach meinen E-Mails sehen. Aber nein, mich packt gerade die Muse. Ich schreibe lieber eine Kurzgeschichte…aber eigentlich…ja, eigentlich…sollte ich jetzt Psychologie lernen…

Meine erste Lernbeobachtung an mir ist die Ablenkung von allem, was in der Gegend herumliegt oder eben nicht herumliegt, was unordentlich aussieht oder mich permanent dann stört, wenn ich eigentlich lernen sollte. Eben alles, was mir zur anderweitigen Beschäftigung dient. Nur eben nicht lernen.

Das ist seltsam, denn eigentlich habe ich keine Angst davor. Es ist nur die große Überwindung, es überhaupt anzufangen. Wenn ich dann im Flow bin und ich alles verstehe, macht es sogar Spaß.

Natürlich kann man nicht in vollkommenen Chaos lernen. Aber ich fange eben beim kurz Durchfegen an und am Ende stehe ich dann ewig in der Küche, wische den Boden, mache Frühjahrsputz (zum 3. Mal in diesem Frühjahr) und koche nebenher eine Suppe, die auch ein bis zwei Stunden in Anspruch nimmt. Ich bin also sehr gut organisiert, mein Hunger ist immer gestillt, meine Wohnung fast immer aufgeräumt. Ich bin jederzeit motiviert, die Küche aufzuräumen oder zu gebrauchen. Aber eigentlich lässt sich das ganz anders erklären. Eigentlich vermeide ich das Lernen dadurch. Warum, das weiß ich auch nicht.

Wenn ich mit jemandem zusammen lerne, sieht das aber auch wieder ganz anders aus.

Der Ort, an dem ich lerne, ist fast immer mein Sofa. Da es aber auch mein Bett ist, komme ich häufig in die Versuchung, das Schulzeug seitlich runterzuschmeißen und zu schlafen…ich habe mal irgendwo gelesen, dass man nicht im Bett lernen, lesen oder sonstige geistige Tätigkeiten tun sollte. Das Bett sollte nur zum Schlafen und Erholen dienen. Im Psychologiebuch steht ja auch, dass man beim Lernen nicht allzu entspannt sein sollte und das Sofa nur zum Ausruhen nutzen sollte.

Aber ich lerne schon seit fünf Jahren auf diesem Sofa. Mein Sofa ist auch das einzige Möbelstück, auf dem man gut lernen kann. Mal im Schneidersitz, mal im Liegen, mal im Sitzen. Ansonsten gibt es nicht mehr viele Orte, an denen ich lernen könnte. Ich spiele oft mit dem Gedanken, einfach mal auf den Balkon zu gehen. Aber da windet es erstens und zweitens kann man da auch nicht so gut schreiben. Weder handschriftlich noch digital. Meistens fällt das Licht auch ganz doof auf den Laptop, sodass ich gar nichts mehr sehe. Wenn ich für Psychologie lerne, muss ich mir auch immer Dinge rausschreiben. Und das geht auch nicht überall. Die Badewanne fällt also weg und der Balkon eigentlich auch. Wobei ich da eigentlich einen Tisch aufbauen könnte…Memo an mich: Mal ausprobieren, wenn es nicht allzu windig ist…

Ansonsten gibt es nur noch die Bar. Und da wird meist getrunken und gegessen und sehr oft ist sie mit allem möglichen Krams vollgestellt, was ich immer schnell zur Hand haben muss. Außerdem kann ich nicht ewig auf dem Barhocker sitzen, da diese Unbequemlichkeit mich wohl auch irgendwann ablenken wird.

Und das war’s eigentlich mit den Orten, wo ich lernen könnte. Seit der Grundschule jedenfalls lerne ich nicht mehr an einem für das Lernen vorgesehenen Schreibtisch.

Posted by Journey

Kategorie: Lerntagebuch

Autor: Journey

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