(Warum bin ich hier – in der Schule – und lerne?)

Das, was die Überschrift aussagt, war mein ursprüngliches Thema. Stattdessen darf man sich nun zusätzlich auf Hartz 4, Geld, Selbstzweifel, Monotonie, Masse, Philosophie und den Sinn des Lebens gefasst machen…

Warum soll ich eigentlich noch in die Schule gehen?

Das ist eine gute Frage, die ich mir schon oft gestellt habe, aber bisher noch nicht beantwortet oder mich anderweitig damit auseinandergesetzt habe. Der Sinn eines jeden Menschen ist zumindest lernen. Dazulernen, neues lernen, nie auslernen. Und auch wenn das einige noch nicht ganz verinnerlicht haben, ist lernen ein Prozess, der von einem selbst aus kommen muss. Leider stellt die Schule und das Studium hier Weichen, die es nicht jedem ermöglichen zu lernen. Zum einen ist es die Notenskala in der Wissen gemessen wird, zum anderen das Geld, das fehlt.

Ich war vergangene Woche kurz auf der Schülerdemo bei uns im Städtchen und habe mir mal angesehen, was da so gesagt wird. Aber hilft das überhaupt? Kann man die Leute damit zum Nachdenken anregen? Kann man in dieser Welt überhaupt irgendetwas verändern oder ist unsere Gesellschaft bereits so gefestigt, dass eine Subversion gar nicht mehr möglich ist?

Ich bin normalerweise die erste, die die Masse verflucht. Aber wenn so viele junge Leute in ganz Deutschland unzufrieden sind, sollten die da oben zumindest versuchen, etwas zu unternehmen und Bildung sein lassen und nicht zu einer Ware machen, die man sich erkaufen und bei der man sich sogar hochkaufen kann. Wir sind ja so demokratisch und sozial. Alle sind gleich.

Aber man muss natürlich erst mal denen helfen, die ganz unten sind. Den Hartz 4 – Empfängern zum Beispiel. Wobei ich denke, dass die es noch am besten haben, da sie weitgehend stressfrei im Vergleich zu anderen leben.

Weitere Punkte auf der Abschussliste der Schüler sind zum Beispiel das Turbo-Abitur G8 und das dreigliedrige Schulsystem, welches genau so wie mit den Steuern und unserem Sozialstaat ein längst überholtes System ist, das sich irgendwann mal jemand ausgedacht hat und seither immer noch gültig ist. Etwas Besseres fällt einem ja nicht ein. Man denkt wohl auch erst darüber nach, wenn es zu spät ist. Wie ein Kartenhaus, das mit einem Windhauch einstürzen könnte. Warum gehen Jugendliche auf die Straße? Warum sind wir verschuldet? Warum soll man funktionieren und nicht leben?

Eigentlich sollten die Politiker über eine Verbesserung in Form von etwas ganz Neuem nachdenken und nicht darüber, wie man das alles noch mit Kaugummi und Spucke zusammenhält. Ja, man kennt das ja von Machiavelli. Ein Fürst muss heucheln. Das Volk bleibt stumpf und dumm.

Ich wollte mit diesem Text allerdings keine Revolution anfechten, sondern nur ein wenig vorsticheln, bevor ich richtig anfange mich zu echauffieren.

Es geht mir nämlich hauptsächlich um die Schule:

Schule ist sinnvoll, das habe ich begriffen, als ich auf die Hauptschule kam. Naja, eigentlich erschien sie mir bereits davor als sinnvoll, aber da ich nicht mithalten konnte und gen Ende nur schlechte Noten geschrieben habe und zusätzlich von Lehrern sowie von Schülern aufgrund dessen verachtet wurde, habe ich einfach resigniert. Keine Hefte mehr geführt, nicht mehr zugehört, war einfach nur da oder bleib zu Hause, seelenlos, so gut wie tot.

Ich dachte immer, dass das an dem Umfeld liegt. Aber heute, an genau diesem Tag, weiß ich, woran das liegt. Ich mache mir so einen Kopf darüber, gute Noten zu schreiben, und dabei bin ich immer Durchschnitt, egal wie sehr ich mich auch anstrenge, weniger esse, weniger schlafe, weil das zu viel Lernzeit in Anspruch nimmt, es wird nicht besser. Und das korreliert zudem mit meinem Unterbewusstsein, das mich an früher erinnert. Obwohl die Atmosphäre perfekt ist, um mich herum endlich mal nette und intelligente Leute sind, wird das einfach nichts. Denn die meisten leben neben der Schule auch noch, lernen wenig und schreiben trotzdem eine bessere Note als ich.

Ich finde das nicht unbedingt ungerecht, ich bin auch nicht neidisch auf die, die sich Noten aus dem Ärmel schütteln, als seien sie nichts. Ich finde es nur ungerecht, dass man nicht nach dem Stand eines Menschen geht, sondern nur strikt nach den Noten. Der Rest interessiert keinen Lehrer. Wo ist hier die Meinung eines Individuums abgeblieben? Was ist mit der emotionalen Intelligenz? Was ist mir dem Schreiben und mir? Zählt etwa nur Input und Output und dafür gibt’s dann eine eins?

Da kommen mir schon solche Zweifel, ob das alles auch seine Richtigkeit hat. Andererseits: Wie soll man denn auch Individualität und den Menschen an sich benoten? Ich tröste mich damit, dass Einstein auch ein miserabler Schüler war…sogar ein noch miserabler als ich. Ich weiß nicht, ob es ihm egal war oder nicht. Ich jedenfalls wäre ohne Mühe auch eine fünf. Ich spüre mal wieder, wie es ist eine Hauptschülerin zu sein. Früher wurde ich geschätzt, weil ich die Schülerzeitung gerettet habe, mit den Lehrern philosophiert habe und heute bin ich nichts.

Und für dieses Nichts gebe ich mich auf, schaffe meine eigene Temporalinsolvenz und gehe kaputt. Ist das der Sinn von Schule?

Ich überlege mir schon, das alles einfach aufzugeben. Ich habe meinen guten Zweier-werkreal-Abschluss und meine bisherige Intelligenz nutzen können, um zu überleben. Aber wenn alles, was ich gebe, zu wenig ist, dann kann ich mir nicht die Schuld daran geben. Dann gebe ich vielleicht einfach auf und lebe lieber, lese Bücher, habe Zeit für Bedürfnisse, als mich krampfhaft anzustrengen, nur um im Endeffekt nichts zu wissen.

Ich will zum Beispiel Nietzsche lesen, Kant verstehen, mit Hermann Hesse mitfühlen und Max Frisch bewundern. Dieses Wissen bringt mir nämlich etwas. Ich will nicht behaupten, dass Schule nichts bringt. Aber wenn man keine Zeit hat, sich auspowert und trotzdem ein schlechter Schüler ist, dann ist der Sinn somit verloren.

Aber arbeiten und Existenzsicherung ist auch nicht viel schöner. Darum schreibe ich, dass es Hartz 4 Empfängern am besten geht. Das erinnert mich übrigens an die Besinnungstage, deren Thema die „Zeit“ war. Ich habe den Arbeitslosen gespielt. Und ich denke nun, wo ich für nichts mehr Zeit habe und es nicht wage mir diese zu nehmen, dass man daraus mehr machen kann als Kinder zu zeugen, Fast Food zu essen und nutzlos in der Gegend herumzustehen. Das Problem ist nur die fehlende Bildung und die Chance nach oben zu kommen. Aber die, die sich anstrengen werden auch nicht immer belohnt. Vielleicht reicht es ja nicht, wenn man 100 % gibt. Vielleicht sollen es auch 1000 % sein…

Arbeiten bedeutet jedenfalls für viele Überleben, etwas tun und dafür einen Lohn bekommen, der einem gerade so reicht. Arbeit kann behindern (Zeit) oder einem ein besseres Leben verschaffen (Geld). Und Zeit ist Geld…

Das erinnert mich irgendwie an Momo. Traurig, aber wahr. Monotonie.

Leider kann man aber nicht einfach aussteigen und gehen. Aus diesem System, dessen Sklaven wir alle sind, kommt man wohl nie heraus. Man ist dazu verdammt, immer etwas zu tun. Nietzsche hatte mit so vielem Recht und er würde sich im Grabe umdrehen, wenn er diese Gesellschaft miterleben müsste. Letztendlich sind wir Sklaven und Tiere, die ums Überleben kämpfen. Sklaven unserer Chefs, unseres Alltags und Sklaven von uns selbst.

Und da raus findet man nicht so einfach. Als Herren hat Nietzsche die Intelligenten, die Überlegenen, den Übermenschen bezeichnet. Ich kenne keine Person, auf die das zutreffen würde. Mit Sicherheit gibt es Herren, diese aber wiederum sind weder besonders intelligent noch ein gutes Beispiel für andere. Nehmen wir zum Beispiel Heidi Klum und Dieter Bohlen. Sie schaffen es die Masse hinter sich her zu schleifen, aber das braucht keiner. Die Leute brauchen jemanden, der ihnen erklärt wer sie sind und was das Leben ist. Natürlich ist es einfacher hinter Superstars hinterher zu hecheln, deren Nacktfotos in der Bild anzuglotzen und blöd auf der Mattscheibe anderer Leute Leben zu verfolgen, als sich seinem eigenen Ich bewusst zu werden.

Posted by Journey

Kategorie: Lerntagebuch

Autor: Journey

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