Da Depressionen nach wie vor ein sehr wichtiges Thema für mich sind, habe ich beschlossen meine GFS dazu online zu stellen. Dieses Referat habe ich damals auf dem Gymnasium für den Pädagogik-Psychologieunterricht erstellt und – trotz Angst, Panik und eigenen starken Depressionen – tatsächlich auch gehalten.
Den Inhalt habe ich bis auf ein paar stilistische Korrekturen von 2010 so übernommen und nur das Schlusswort umgeschrieben.
1. Vorwort
2. Depressionen
2.1. Allgemeines
2.2. Biologisches
2.3. Symptome und Klassifizierung
2.3.1. Symptome einer Depression
2.3.2. ICD und DSM Klassifikationen
2.3.3. Weitere Erscheinungsformen der Depression
2.4. Faktoren bei der Entstehung einer Depression
2.4.1. Zusammenhang: Wohlstand und Depression
2.4.2. Die Kindheit
2.4.3. Erlernte Hilflosigkeit
2.4.4. Soziale Unterstützung
2.5. Behandlung von Depressionen
3. Suizid
3.1. Allgemeines
3.2. Suizid bei Jugendlichen
4. Schlusswort
5. Quellenverzeichnis
1. Vorwort
Ist Leiden nützlich?
„Nein“ werden hier die meisten antworten. Denn zu was sollte Leid denn nützlich sein? Es ist etwas Negatives und sollte so gut es geht vermieden werden, was natürlich nicht immer gehen kann. Denn Leid gehört zum Leben. Und das ist eben nicht immer nur da, wo die Sonne scheint, sondern findet auch im Schatten statt.
Für manche Menschen erscheint das Leben sogar als ein einziger Schatten ohne Sonnenschein. Sie leben ihr Leben still mit einer Depression, die entweder erkannt und behandelt wird, nicht erkannt wird oder gar nicht erst eingestanden wird, da allein das Leid bereits ein nicht gern gesehenes Befinden ist. Alles hat zu funktionieren, das angestrebte Ziel ist der Perfektionismus. Eine solche Gesellschaft strebt danach, alles im Griff zu haben. Zumindest nach außen versucht sie, so auszusehen. Wie es im Inneren unserer Mitmenschen aussieht, wissen wir nicht bis zu dem Tag, an dem sie nicht mehr zur Schule oder zur Arbeit kommen können, zu schwach sind, um aufzustehen, schon alleine mit der Alltagsbewältigung Schwierigkeiten haben.
Doch es wird immer noch geschwiegen. Depression und Suizid sind die Tabuthemen schlechthin in dieser Gesellschaft, die ihr übriges dazu beiträgt. Aus diesem Grund und weil ich selbst viel mit Depressionen und Selbstmord in meiner Umgebung erlebt habe, habe ich mich entschieden, meine GFS über dieses Tabuthema zu halten.
2. Depressionen
2.1. Allgemeines
In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer Depression.
Robert Enke, der im November 2009 Selbstmord begangen hatte, litt an einer. Kurt Cobain, Marylin Monroe, Franz Kafka und etliche Berühmtheiten ebenfalls.
Der Ex-Fußballer Sebastian Deißler war einer der ersten, der seine Krankheit in der Öffentlichkeit zugab und vom Sport zurücktrat. Er redet auch offen darüber, dass er noch nicht geheilt ist, aber auf einem guten Weg. [9]
Depressionen können selbstverständlich nicht nur Prominente treffen, sondern jeden. Man spricht nur nicht darüber. Man hat einfach als Rädchen zu funktionieren in einem System aus vielen Rädchen. Depression und Selbstmord sind Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Keiner will etwas an der Psyche haben oder gar als verrückt gelten. Es ist die Scham und die Angst, sich seine Schwächen einzugestehen. Es gibt sogar Menschen, die, wenn sie die Wahl hätten, lieber krebskrank wären, als depressiv. [1]
Dies kommt auch von der Stigmatisierung der Depression. Es heißt immer, dass nur die die Unfähigen, Charakterschwachen und Überforderten depressiv werden würden. [8]
So kommt es, dass zwei Drittel der Depressiven nicht wissen, dass sie an einer Depression erkrankt sind oder einfach nicht sehen, dass etwas nicht stimmen könnte. Sie stempeln das alles als Einbildung ab. Das bedeutet, sie können somit keine korrekte Diagnose und keine Therapie erhalten. [9] Hinzu kommt noch, dass die Wartelisten der Psychologen von einem halben bis zu über einem Jahr gehen. Eine richtige Diagnose zu bekommen ist somit sehr schwierig.
Männer unterliegen im Gegensatz zu Frauen zusätzlich dem Druck, keine Schwäche zu zeigen, da das nicht in das Bild eines Mannes passt. Frauen hingegen sind etwa doppelt so häufig von Depressionen betroffen und in Behandlung. [1]
Das kommt daher, dass sich Frauen eher mit ihren Problemen auseinandersetzen und darüber nachdenken. Männer sehen diese meist nicht ein und lenken sich ab, indem sie versuchen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren oder sich körperlich betätigen. [7]
Das ist ein Fehler, denn eine Depression gilt als Krankheit, wie jede andere auch. Sie kann außerdem jeden treffen. Egal welche Altersklasse und welche Schicht. [9] Laut einer norwegischen Studie führt sie sogar genau so häufig zum Tod wie das Rauchen. [11]
2.2. Biologisches
Aus biologischer Sicht ist eine Depression ebenfalls erkennbar an dem erhöhten Gehalt des Hormons Cortisol.
Ein Stressreiz löst in uns bestimmte Vorgänge aus. Über das Blut gelangen Botenstoffe zu den Nebennierenrinden und sorgen für eine Ausschüttung von Cortisol, welches sich als Stresshormon dem Körper anpasst und ihn widerstandsfähiger gegen den Stressreiz macht. Normalerweise reguliert sich diese Hormonausschüttung wieder und der Cortisolspiegel normalisiert sich, doch bei dauerhafter (chronischer) Stressbelastung geht dieser Spiegel nicht zurück. Dies wirkt sich auf die Produktion der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin aus, die zum Beispiel für unsere Emotionen und unser Wohlbefinden sorgen. Bei einer depressiven Person gehen diese Neurotransmitter jedoch zurück. Der entstehende Mangel sorgt somit für Niedergeschlagenheit und löst genau die Symptome aus, die auf eine Depression schließen lassen. [6] [9]
Allerdings ist noch nicht ausrechend geklärt, ob dies alles Folgen der Depression sind oder ob sie die Krankheit einleiten. [1]
2.3. Symptome und Klassifizierung
2.3.1. Symptome einer Depression [5]
- Niedergeschlagenheit
- Interessenverlust
- Freudlosigkeit
- Ängste
- Hoffnungslosigkeit
- Unlust
- Selbstzweifel
- Selbstabwertung
- Schlafstörungen
- Appetitverlust
- Libidoverlust
- Gewichtsabnahme
- Konzentrationsprobleme
- vielerlei körperliche Beschwerden
- Morgentief mit Tagesschwankungen des Befindens
- Selbstmordgedanken
2.3.2. ICD und DSM Klassifikationen
Damit sich die Ärzte an den Kliniken und die Psychologen in ihren Praxen darüber einig werden können, welcher „Depressionstyp“ vorliegt, wurde eine Klassifizierung eingerichtet, die dies erleichtern soll. [4]
DSM-IV
Wenn fünf der oben genannten Symptome länger als zwei Wochen andauern und keinerlei andere Erklärung besteht, spricht man von einer Major Depression, worunter 20 % aller Depressiven leiden.
Sind weniger Symptome vorhanden, die dafür aber länger andauern (z.B. zwei Jahre), wird eine Dysthymie diagnostiziert. Die Wurzeln dazu liegen meistens in der Kindheit und Jugend. Sie ist schwer zu erkennen, da die Betroffenen noch ganz gut dem Alltag nachkommen können. [5]
ICD-10
Die ICD-10-Klassifizierung unterteilt die Symptome in drei Kernsymptome…
- gedrückte Stimmung
- die Anhedonie (Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden)
- die Antriebsstörung
…und akzessorische Symptome
- Konzentrationsstörungen
- mangelndes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
- Tendenzen zur Selbstschädigung
- Schlafstörungen
- Appetitstörungen und pessimistische Zukunftsperspektiven
Von den Kernsymptomen müssen mindestens zwei, von den akzessorischen zwei bis vier vorhanden sein. Die Depression wird so in leicht, schwer und mittel eingeteilt. [5]
2.3.3. Weitere Erscheinungsformen der Depression
Die reaktive Depression wird durch eine eindeutige Ursache ausgelöst (Tod einer geliebten Person, Trennung,..). Sie dauert nicht sehr lange, ist aber nicht zu unterschätzen, da sie ebenso zum Suizid führen kann.
Die endogene oder auch bipolare Depression besteht aus manisch-depressiven Phasen. Das bedeutet, die Depression wechselt unregelmäßig zwischen gedrückten und krankhaft euphorischen (manischen) Phasen. Dabei überwiegt dennoch die Niedergeschlagenheit. [1] Bei dieser Erscheinungsform der Depression ist eine Psychotherapie notwendig, da die Erkrankten in höchstem Maße selbstmordgefährdet und durch die Schwankungen unzurechnungsfähig sind.
Die lavierte Depression wird auch maskierte Depression genannt. Der Betroffene gesteht sich seine Depression nicht ein, daher sind die Symptome eher physisch als psychisch, was allerdings aufeinander aufbaut. Denn körperliche Beschwerden kommen nicht selten von der Psyche. [1] [10]
2.4. Faktoren bei der Entstehung einer Depression
Die Ursachen einer Depression sind immer noch nicht ausreichend geklärt. Die Krankheit ist zu komplex und kaum in einen Rahmen einzuordnen. Man kann sie auch als Puzzle beschreiben, das sich nach und nach aus mehreren Teilen wie Kindheit, Arbeit, Schule, Jugend und ähnlichen prägenden Lebensabschnitten zusammensetzen lässt.
2.4.1. Zusammenhang: Wohlstand und Depression
Vielerlei Faktoren können bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle spielen. Es ist auch erwiesen, dass der steigende Wohlstand gleichzeitig viele Probleme mit sich bringt. Deshalb leiden in der dritten Welt die Menschen am wenigsten an Depressionen. Wir sind sozusagen einen höheren Lebensstandard „gewohnt“ und Dinge wie Arbeitslosigkeit und Finanzkrise können uns sehr schnell aus der Bahn werfen. Geht der bisherige Lebensstandard mit der Zahl der gesicherten Arbeitsplätze nach unten, steigt also die Zahl der Depressiven, da auch Angst und Stress zunehmen.
Dieses Problem gibt es in den ärmeren Ländern nicht, da der Stellenwert anderer Dinge, wie sauberes Trinkwasser und das Überleben, gewichtiger sind. [2] [8]
2.4.2. Die Kindheit
Die Kindheit spielt bei der Depression eine tragende Rolle. Wenn in der Eltern-Kind-Beziehung damals etwas nicht ordnungsgemäß verlief, kann sich das im späteren Leben auswirken, wieder „hochkommen“, im Unterbewusstsein festsetzen. Wie wir erzogen wurden und wie unsere Kindheit verlief, hat ebenfalls eine Auswirkung auf unser Umwelterleben. [7] Erfährt ein Kind von seinen Eltern bedingungslose Liebe und Verständnis, so wird es später weniger zu Depressionen und Ängsten kommen und Vertrauen wird leichter aufgebaut. [1]
Dies verdeutlichen auch einige Theorien von Psychoanalytikern und den Forschern der kognitiven Modelle, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.
Freud zum Beispiel war der Meinung, dass Depressionen ihren Ursprung im Unterbewusstsein haben. Unbewusste Konflikte und feindselige Gefühle aus der frühen Kindheit spielen hierbei eine Rolle. Ein Zorn, der ursprünglich jemand anderem galt, richtet sich nun nach innen gegen einen selbst. Das alles hängt davon ab, wie die Beziehung zu den Eltern war und ob die Bedürfnisse und Erwartungen an diese erfüllt wurden. War dies nicht der Fall, entstehen nun Selbstzweifel bei der Person, die zu einer Depression dazugehören. [7]
Eine kognitive Theorie ist von Aaron Beck. Sie besagt, dass depressive Menschen drei Arten von kognitiver Verzerrung aufweisen. Sie haben ein negatives Bild von der Vergangenheit, setzten aktuelle Erlebnisse und Erfahrungen damit in Bezug und denken ebenso negativ von der Zukunft, was sich auf die Motivation auswirkt. Wer von vornherein davon ausgeht, dass die Zukunft düster ist, wird sich schwer damit tun, sich weiterhin Ziele zu setzen. Dieses Verhalten überschattet alles und ruft die typischen Charaktereigenschaften der Depression in diesen Personen hervor. Man nimmt sich selbst als fehlerhaft wahr und entwickelt eine pessimistische Grundhaltung. Positive Ereignisse werden nicht mehr gesehen und als Zufall abgestempelt. [7]
Außerdem bringt Beck das depressive Verhaltensmuster in Verbindung mit Kindheitserfahrungen. Wer sich zum Beispiel damals von den Eltern verlassen gefühlt hat, kann auf eine Trennung später mit einer Depression reagieren, da diese Person sich nun von allen verlassen fühlt. Der Schmerz der Trennung erweckt die Gefühle des Verlassenwerdens durch die Eltern wieder. [1]
2.4.3. Erlernte Hilflosigkeit
Ein weitere kognitive Theorie ist die „erlernte Hilflosigkeit“ von Martin Seligman.
Ausgangspunkt ist eine negative Erwartung. Ereignisse und Probleme werden von vornherein als unlösbar eingeschätzt und es entsteht ein Gefühl des Kontrollverlustes und der Hilflosigkeit. Ob diese Situation nicht doch zu bewältigen wäre, sieht diese Person gar nicht erst. Und je öfter das vorkommt und sich bestätigt, desto tiefer versinkt diese Person in ihrer Hilflosigkeit, die ihr wiederum eine Bestätigung dafür liefert, dass diese Situation nicht zu bewältigen war.
Seligman erforschte dieses Verhalten zuerst an Hunden. Er versetzte ihnen leicht schmerzhafte Elektroschocks und hinderte sie gleichzeitig daran, diesen negativen Reizen auszuweichen.
Als er ihnen allerdings in nachfolgenden Versuchen die Möglichkeit dazu gab, verharrten die Hunde in der unangenehmen Situation. Sie verallgemeinerten das vorherige und hatten gelernt, dass es keinen Ausweg gab und sie nicht ausweichen konnten. Dass die Situation mit der vorangegangenen nicht im Zusammenhang stand, sahen die Hunde gar nicht. Sie sahen einfach von vorne herein keinen Ausweg, wie es bei depressiven Menschen auch der Fall ist.
Die Nachwirkungen der Elektroschocks zeigten bei den Hunden sogar ähnliche Symptome wie bei einer depressiven Person. Die Folge der unvermeidlichen Situation hinterließ ihre Spuren in Appetitlosigkeit, Interessenverlust und Schlaflosigkeit.
Martin Seligman bewies somit, dass Hilflosigkeit erlernt ist.
2.4.4. Soziale Unterstützung
Etwa jede Minute ruft ein Mensch auf der Welt die Telefonseelsorge an, weil er niemanden hat, mit dem er reden kann, der ihm zuhört und von dem er sich verstanden fühlt. Dies ist allerdings sehr wichtig. Denn wer die Möglichkeiten hat, über seine negativen Gedanken und Gefühle zu sprechen, erkrankt eher nicht an Depressionen. Anders ist es bei denen, die über negative Belastungen schweigen und diese mit sich selbst ausmachen. Sie sind für psychische als auch für körperliche Krankheiten anfälliger.
Die Tatsache, ob man nun jemanden zum Reden hat oder nicht, hat auch Einfluss auf die Art der Bewertung von Situationen. Wenn man Leute hat, zu denen man sich gebunden fühlt und diese einem damit einen Rückhalt geben, wird man Situationen besser bewältigen können. Ansonsten entsteht ein negativer Gedanke nach dem anderen, der sich nirgends verarbeiten lässt und den Menschen negativ prägt.
Doch in der heutigen Zeit hat oft jeder genug Probleme für sich und keiner hat auch noch den Nerv für einen anderen Verständnis aufzubringen. Eine Depression kommt also auch von der Gesellschaft, dem Druck, den Anforderungen und dadurch, dass jeder auf sich alleine gestellt ist oder sich so fühlt. [1]
2.5. Behandlung von Depressionen
Bei Depressionen ist man auf therapeutische Hilfe angewiesen.
Psychopharmaka sind zusätzlich zur Behandlung hilfreich. Sie lindern die Symptome, indem sie dafür sorgen, dass z.B. sich der Hormonhaushalt regelt und der Serotonin-Spiegel wieder ansteigt.
Allerdings lösen sie nicht alle Probleme und sollten in Zusammenhang mit einer Psychotherapie eingenommen werden. Einige Patienten werden sogar erst für eine Therapie zugänglich, wenn sie durch die Tabletten nicht mehr komplett von den Symptomen der Depression eingenommen werden. Denn in einem schwer depressiven Zustand ist eine Therapie unmöglich.
Hierbei werden oft sogenannte Antidepressiva eingesetzt. Dem Patienten wird zuerst eine niedrige Dosis verschrieben. Diese wird dann nach und nach gesteigert. Nach zwei Wochen sollte es dem Patienten besser gehen. Er sollte gut schlafen können und wieder Appetit haben. Antidepressiva werden je nach Behandlungsverlauf über Monate hinweg eingenommen und schließlich langsam wieder runterdosiert und abgesetzt.
Es gibt viele verschiedene Arten von diesen Tabletten und es kann sein, dass bei manchen Patienten nichts anschlägt und ein anderes Präparat genommen werden muss. Wenn auch das nicht anschlägt, wird der depressiven Person eine Infusion in einer Klinik angelegt, die schneller wirkt. Diese Methode wird auch bei stark suizidgefährdeten und stark depressiven Personen angewendet.
Bei 60-80 % wirken im allgemeinen Antidepressiva gut und lindern die Symptome. Doch bei etwa 8 % stellt sich auch nach mehrmaligem Medikamentenwechseln keine Wirkung ein. Bei ihnen gibt es nur noch die Elektrokrampf-Therapie, bei der die Vorgänge im Hirn mit leichten Stromschlägen gehemmt werden oder als letzte Möglichkeit ein radikaler Eingriff, der derzeit noch erprobt wird. Durch eine Elektrode, die tief ins Gehirn vorgeschoben wird, soll die Arbeit der Nervenzellen wieder normalisiert werden. Diese Methode ist sehr wirksam. [8]
Häufig werden Verhaltenstherapien angewendet, in denen der Therapeut mit dem Patienten das bisherige Verhalten analysiert und mit ihm durchgeht, was man besser machen könnte. Es wird durch die Gespräche versucht, Wahrnehmungs- und Denkmuster zu verändern. Bereits nach einem vierteljahr soll sich der Patient deutlich besser fühlen.
Ein Problem im Allgemeinen stellt jedoch die Suche nach einem passenden Arzt dar. Denn die Wartelisten sind lang und dies ist für akute Fälle nicht gerade hilfreich.
Das ist verheerend, denn wenn eine Depression nicht behandelt wird, kann sie im Laufe des Lebens immer wieder auftauchen. Vielleicht dauert sie anfangs nur ein paar Wochen an, doch irgendwann dauert sie Jahre, kann chronisch werden und ist somit schwerer zu behandeln als am Anfang. [8]
Zudem kommt noch das Problem hinzu, dass sich nicht jeder Arzt für eine Therapie eignet. Man muss nämlich Vertrauen aufbauen können und wenn das nicht geht, wird man auch nicht alles erzählen. Somit wäre das ganze umsonst gewesen. Es muss sich also zu dem allgemeinen Mangel an Fachkräften auch noch ein passender Arzt finden.
3. Suizid
3.1. Allgemeines
Warum nehmen sich Menschen das Leben?
Das ist eine Frage, über deren Antwort viel zu wenig nachgedacht wird. Man spricht ja auch nicht darüber. Hinzu kommt, dass Selbstmordäußerungen von Mitmenschen viel zu häufig unterschätzt und nicht ernst genommen werden. Es wird kein offenes Gespräch gesucht, es wird geschwiegen. Und das, obwohl sich in Deutschland alle 56 Minuten ein Mensch das Leben nimmt. [8]
Aus der Sicht der anderen ist der Selbstmord oft etwas nicht Einsehbares. Man kann sich nicht in die subjektive Situation des Suizidalen hineinversetzen und wird auch nie alle Beweggründe kennen. Weit verbreitet ist jedoch das Urteilen, in wie weit Gründe für einen Selbstmord weniger inakzeptabel sind. Bei einem Todkranken wird der Selbstmord eher „akzeptiert“ als bei einem Jugendlichen mit Liebeskummer und Minderwertigkeitskomplexen. Menschen können sich da einfach nicht hineindenken, dass Leid, egal welchen Ausmaßes, Leid bleibt. [2]
Es fehlt einfach die nötige Aufklärung. Suizid schweigt sich quasi „von selbst tot“. Und solange keiner beginnt, offen und unzensiert darüber zu sprechen, wird sich daran auch nichts ändern.
3.2. Suizid bei Jugendlichen
Suizid bei Jugendlichen bis 20 Jahre ist nach dem Unfalltod die zweithäufigste Todesursache. Außerdem hat man herausgefunden, dass die Suizidgefahr bei Schülern höher ist, als bei Gleichaltrigen, die bereits im Berufsleben stehen und eine Ausbildung machen. Hier tritt deutlich die Zukunftsangst als ein Faktor hervor, der junge Menschen in den Tod führt. [2]
Die Statistik beginnt relativ weit unten, sogar bereits bei Kindern. Psychische Krankheiten sind weiter verbreitet unter den jungen Menschen, als man denkt. Einer von 27 Jugendlichen ab 11 Jahren leidet bereits an Depressionen oder einer anderen psychischen Störung. Das bedeutet: In jeder Klasse sitzt eine/r. [9]
Eltern geben oft den Suizid ihrer Kinder als Unfall aus. Damit lässt es sich besser leben, als sich einzugestehen, als Eltern womöglich „versagt“ zu haben. Viele von ihnen werden dennoch nicht mit dem Verlust fertig und fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Eine Antwort darauf gibt es jedoch nicht wirklich, da beim Selbstmord mehrere Faktoren eine Rolle spielen und die Auslöser dafür stark unter den Personen variieren. Es kann auch eine Kleinigkeit sein, die quasi das „Fass zum Überlaufen“ bringt, oft in Form eines vorangehenden missglückten Ereignisses, wie z.B. eines Gesprächs oder einer Situation.
Eines der häufigsten Motive ist Liebeskummer. Besonders in der Pubertät, da im Partner die Zuwendung/Geborgenheit gesucht wird, die man von den Eltern nicht bekommt. Für sie stellt der dieser häufig eine Art Bezugsperson dar. Bricht diese Stütze weg, bricht auch die Welt dieses jungen Menschen zusammen und es kann zu solch einer Kurzschlussreaktion kommen. [2]
Zu erwähnen ist auch, dass die Selbstmordversuche bei Mädchen drei mal so häufig sind, als bei den Jungs. Allerdings gelingen sie bei den Jungs drei mal so häufig, da diese härtere Methoden, wie z.B. erhängen, erschießen oder einen Sturz aus großer Höhe wählen. Mädchen schneiden sich eher die Pulsadern auf oder versuchen es mit Schlaftabletten. Bei den Erwachsenen ist diese Verteilung ähnlich. Frauen wählen öfters die „sanfteren Methoden“. [2]
4. Schlusswort
Zum Schluss möchte ich noch sagen schreiben, dass man es sich zum Ziel setzen sollte, etwas in den Köpfen der Menschen zu ändern, was die Tabuwörter Selbstmord, Therapie und Depression angeht.
Die wenigsten Betroffenen haben den Mut vor der Gesellschaft zuzugeben, dass sie an Depressionen leiden. Aus Angst, irgendetwas zu verlieren oder als Psycho abgestempelt zu werden würden sie vor anderen nie sagen, dass sie einmal die Woche in Therapie gehen oder gar ihre Selbstmordgedanken äußern.
Ja, depressive Menschen sind verletzlicher und reagieren sensibler und sie schützen sich durch ihr Schweigen ein Stück weit, auch vor ihren engsten Verwandten, Partnern und Freunden.
Und ja, für Nicht-Betroffene ist es daher nicht leicht, erst einmal bewusst zu durchschauen, dass etwas nicht stimmt und es dann auch noch anzusprechen. Das Unbehagen, damit nicht umgehen zu können, ist nämlich auch sehr groß.
Durch das Vermeiden einer offenen Aussprache haben es Betroffene allerdings unglaublich schwer, sich die Krankheit zum einen überhaupt erst einmal selbst einzugestehen und zum anderen sie dann auch noch nach außen zu tragen.
Wenn es zudem den Anschein hat, als müsse alles immer funktionieren und einem „das Außen“ auch noch signalisiert, dass echt nichts Schlimmes los sei und dass man sich nicht so anstellen solle, erhöht das den Druck, selbst auch funktionieren zu müssen.
Die Angst irgendwie, anzuecken, als unnormal gesehen werden zu können und sich dazu auch noch unverstanden zu fühlen, ist unglaublich groß.
Daher können es viele Betroffene nicht von sich aus ansprechen.
Daher brauchen wir eine Gesellschaft, die offener damit umgeht.
Und nein, eine Depression ist nicht ansteckend.
5. Quellenverzeichnis
Bücher:
[1] Nuber, Ursula: Depression – Die verkannte Krankheit. 2. Auflage. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), 2006.
[2] Schütz, Jutta: Ihr habt mein Weinen nicht gehört – Hilfen für suizidgefährdete Jugendliche. (vermutlich) 1. Auflage. Freiburg: Herder Verlag, 2002.
3 Nowotny, Peter: Frei von Angst und Panik – Ein Praktischer Ratgeber zur Selbsthilfe. (vermutlich) 1. Auflage. Wien, Innsbruck: Tyrolia-Verlag, 1998.
Bücher im Internet:
[4] Will, Herbert: Depression: Psychodynamik und Therapie. S.53/54
[5] Hautzinger, Martin: Kognitive Verhaltenstherapie bei Psychischen Störungen. S.3-5
[6] Unbekannter Verfasser: Das Drogenbuch. Teil 2: Wissenschaftliche Erklärungen Im Kopf
[7] Zimbardo, Philip u. Gerrig Richard: Psychologie. S.568-570
Artikel in Zeitungen und Zeitschriften:
[8] Schuh, H., Spork, P. u. Willman, U.: Die versteckte Krankheit. In: Zeit (19. November 2009)
[9] Albers, R. u. Sanides, S.: Depression – Zurück zum Glück. In: Focus (2. November 2009), Nr. 45, S.58 ff.
Internetadressen:
[10] Verfasser unbekannt.(o.J.). Verschiedene Formen der Depression (26.05.10)
[11] Verfasser unbekannt. (2009). Depression ist genauso gefährlich wie Rauchen