Die Sache mit der Loyalität…

Ich habe mich ehrlich gesagt vorher noch nie so wirklich mit dem Begriff „Loyalität“ auseinandergesetzt. In den letzten Monaten ist er aber irgendwie sehr häufig in meinem Umfeld gefallen und auch meine Ex-Nichtbeziehung hat bei unserem „Abschied“ gemeint, dass wir wohl komplett unterschiedliche Vorstellungen von Loyalität haben. Damit hat er nicht ganz unrecht, denn das definiert wirklich jeder anders. Mir fiel es daher auch erst einmal extrem schwer diese Charaktereigenschaft überhaupt zu verstehen und all die verschiedenen Informationen und Widersprüche dazu irgendwie sinnvoll schriftlich zusammenzufassen.
Denn während ich immer das Gefühl hatte, dass sich viele sehr sicher im Umgang mit diesem Wort sind, war ich komplett unsicher und ahnungslos und musste erst mal googeln, was Loyalität eigentlich ist…

 

„Loyalität […] bezeichnet […] die auf gemeinsamen moralischen Maximen basierende oder von einem Vernunftinteresse geleitete innere Verbundenheit und deren Ausdruck im Verhalten gegenüber einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft. Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient. Loyalität zeigt sich sowohl im Verhalten gegenüber demjenigen, dem man loyal verbunden ist, als auch Dritten gegenüber. “
[Kurzfassung der Definition von Loyalität, Wikipedia]

In meinem Wahrig-Fremdwörterlexikon stehen dazu noch die Begriffe: Treue, Zuverlässigkeit, Anständigkeit, Redlichkeit, Ehrenhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Pflichttreue.

Da ich mit dieser allgemeinen Definition und der Aneinanderreihung von Wörtern aber nicht so wirklich etwas anfangen konnte und mich das eher noch mehr verwirrt hat, habe ich mich bei meiner Suche nach Antworten irgendwann auch eher auf die Widersprüche des Loyalitätsbegriffs konzentriert. Das Resultat ist nun dieser Beitrag. (Und ja, ich habe mich echt kurz gefasst! : D)

 

1. Konflikt: Loyalität vs. Ehrlichkeit?

Ich habe festgestellt, dass Ehrlichkeit und Loyalität nicht bei jedem Hand in Hand gehen bzw. auch erkannt, dass man da nicht immer so leicht differenzieren kann.

Beispiel: Ich sage zu jemandem ehrlich, was mein Bedürfnis ist, auch wenn ich weiß, dass der andere ein anderes hat. Damit riskiere ich, dass er gekränkt sein könnte, weil ich mein Bedürfnis nicht gleich aus Loyalität ihm gegenüber hinten anstelle oder mir sogar eine Ausrede einfallen lasse (um seinem Bedürfnis nicht nachkommen zu müssen und ihn dennoch nicht vor den Kopf zu stoßen). Er kann allerdings schlecht einschätzen, wie stark mein Bedürfnis ist, da seins ja gegenteilig ist. Im schlimmsten Fall hinterlasse ich durch meine Ehrlichkeit ein „Gefühl von Illoyalität“ bei ihm zurück, obwohl das gar nicht meine Absicht ist und ich nur ehrlich sein und ihm keine Hoffnungen oder etwas vorspielen wollte.

Wenn ich also an mich selbst den Anspruch habe, ein offener und ehrlicher Mensch zu sein, immer die Wahrheit zu sagen und nichts zu verschweigen, so werde ich es mit „Notlügen“ (aus Loyalität) und Schweigen über gewisse Themen (als „Akzeptanzbeweis“ dem anderen gegenüber) sehr schwer haben und ebenso das Gefühl haben, meinen eigenen Werten gegenüber nicht treu und durch diese Unehrlichkeit illoyal zu sein.

Wenn ich es hingegen wichtiger finde zugunsten der Loyalität die eigentlichen Gedanken zu verschweigen oder „aus Loyalität“ zu lügen und mir lieber was auszudenken, bin ich zwar nicht ehrlich, vermittle dem anderen aber Loyalität. Ich zeige ihm dadurch meine Akzeptanz und Unterstützung, indem ich ihn eben nicht mit meiner wahren Meinung verletze, vor den Kopf stoße und dadurch riskiere, dass er sich unverstanden fühlt. Ich signalisiere ihm dadurch, dass ich ihn wertschätze und zu ihm stehe, egal wie er ist und was er tut.

Bei mir persönlich gehören Ehrlichkeit und Loyalität in einer wirklich tiefen Freundschaft eng zusammen, denn für mich ist ein „gemeinsames Ziel“ einer jeden Bindung, dass man sich durch diesen offenen Umgang weiterbringt, gemeinsam reflektiert und ja, dann vielleicht auch mal einstecken muss. Aber es geschieht in der Gewissheit, dass der andere es gut mit einem meint und einem nichts Böses, sondern vielleicht sogar vor Schaden bewahren will. Und bei manchen Dingen verspüre ich einen inneren Impuls, die Dinge anzusprechen. Wenn ich mich das nicht traue oder es aus anderen Gründen nicht kann, empfinde ich das irgendwann als Belastung und kann es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren.

Daher kann ich halt solche Sätze absolut gar nicht nachvollziehen:

„Aus Loyalität zu lügen, finden die meisten Menschen moralisch legitim – solange es der eigenen Gemeinschaft dient.“
[Was ist wichtiger: Treue oder Ehrlichkeit? – spektrum.de, am 08.10.2018]

 

2. Konflikt: Versprechen/Verpflichtung zu Loyalität?

Da Loyalität etwas ist, das aus freien Stücken einem anderen Menschen entgegengebracht wird, kann man sie eigentlich nicht einfordern oder darauf bestehen. Ansonsten würde sie nämlich auf Unterwerfung und einer blinden Gefolgschaft beruhen.
Und wie ist es denn nun, wenn man sich Loyalität geschworen oder versprochen hat? Im ersten Moment klingt das für mich zugegebenermaßen nach Zwang und einem „Verpflichtungsgefühl“. Das wiederum bedeutet einen Konflikt mit dem eigentlichen „Freiwilligkeitscharakter“. Aber vielleicht ist Loyalität ja auch etwas, für das man sich immer wieder freiwillig entscheiden muss, damit es eine ist und bleibt? Einerseits sollte sie also schon bindend sein, da sie dadurch ja auch Sicherheit gibt, Intimität schafft und das Vertrauen stärkt. Andererseits darf sie eben nicht zu einem Gefängnis werden.

Ich glaube, dass man sich einfach hin und wieder fragen sollte, ob man wirklich aus Loyalität (im Sinne einer ehrlichen und verbindenden Haltung) zu der Person steht oder nur „um der Loyalität willen“ (weil man sich verpflichtet fühlt).

 

3. Konflikt: eigene Werte vs. die Werte des anderen

Das ist auch sehr spannend, wenn man sich meine anfängliche Definition durchliest.
Einerseits gilt nämlich als loyal, wenn man die Grundwerte des anderen teilt und ein gemeinsames Ziel (eine moralische Maxime) hat. Andererseits ist man es aber auch, wenn man dem anderen beisteht, ihn unterstützt, verteidigt oder schützt, auch wenn die Ziele nicht übereinstimmen.

Ich glaube nicht, dass sich Menschen bewusst vorher hinsetzen und erst mal ihre Werte auf den Tisch legen und abgleichen. Zumindest habe ich das noch nie mit jemandem gemacht und mir ist auch niemand bekannt, der das so bewusst auseinandernimmt.
Zum einen frage ich mich, ob es vielleicht auch gar nicht so schlecht ist, wenn man das nicht so radikal abgleicht. Zum anderen frage ich mich ebenso, ob es manchmal nicht gut wäre, sich mal bewusst Gedanken darüber zu machen bzw. zu überprüfen, ob die ursprünglichen Werte noch geteilt werden oder das „gemeinsame Ziel“ noch vorhanden ist. Es kann ja auch sein, dass ein anfangs akzeptierter Wert mit der Zeit nicht mehr vertretbar ist bzw. dass er sich einschleicht und irgendwann so präsent ist, dass man seine Existenz nicht mehr leugnen kann.
Bin ich dadurch jedoch schlagartig illoyal, wenn ich so plötzlich jemandes Werte einfach nicht mehr unterstützen kann? Bestes Beispiel mal wieder: Wenn jemand die AfD wählt. Ich konnte das bei meinem Ex-besten-Freund lange Zeit tolerieren und wollte auch nie jemand sein, der jemanden deshalb verurteilt. Außerdem hat uns so viel anderes verbunden. Aber irgendwann ging das einfach nicht mehr und ich musste gehen, weil es zur Belastung wurde. Da ich gemerkt habe, dass so etwas gegen meine persönlichen Grundwerte ist, kann ich glaube ich zu keinem mehr eine wirklich intensive Freundschaft aufbauen, dessen politische Meinung sich so stark von meiner eigenen unterscheidet. Das trifft auch auf Menschen zu, die in meinen Augen sehr kapitalistisch denken. Und mit Menschen, die einfach zu viele Drogen nehmen und bei denen ich das Gefühl habe, dass sie sich damit das Leben illusorisch schön machen und gleichzeitig zerstören – egal ob Alkohol oder anderes – kann ich zwar warm werden, aber es wird wohl nicht mehr enger.

Hingegen weiß ich aber auch, wem gegenüber ich loyal bin:
Zum einen gilt meine Loyalität meiner besten Freundin Maze, denn mit ihr teile ich durch unsere über 30-jährige Prä-partus-Geschichte sehr viel mehr als mit anderen und zudem auch noch gemeinsame Grundwerte wie die Ehrlichkeit, Selbstreflexion, Weiterentwicklung und alles, was dazu gehört. Und das, obwohl wir in vielem wie Yin und Yang sind und auch mal Dinge so komplett anders sehen und handhaben. Wir können uns aber alles sagen, wissen wie die jeweils andere denkt und bleiben dennoch im Gespräch. Wir akzeptieren uns und unsere verschiedenen Ansichten und reden uns da auch nicht rein, wenn wir nicht gerade ein tiefes Bedürfnis danach haben (aus Sorge oder Kränkung z.B.).
Die zweite Person, der ich gegenüber loyal bin, ist mein Chef und bester Freund MR. Mit ihm teile ich meine Ausbildungszeit, seine Geschäftsübernahme und neben den gemeinsamen politischen und ethischen Ansichten auch die Ehrlichkeit. Auch wir können über alles reden. Ich kenne seinen Humor und er meinen. Er kennt auch meine Schwachstellen so wie ich seine kenne. Ebenso weiß er auch, wann er mich lieber in Ruhe lässt und ich weiß, wann er jemanden zum Zuhören (oder „belabern“) braucht und wann meine Meinung gefragt und wichtig ist.
Bei beiden habe ich keine Bedenken, dass irgendwann eine Grenze überschritten ist, bei denen ich die Werte des anderen nicht mehr teilen kann bzw. ab der ich das Gefühl habe jene Werte zu verraten, die mir wichtig sind.

Aber wie sieht es mit den anderen Menschen aus? Ich habe ja schon oft Beziehungen zu meinen Mitmenschen beendet, weil die Grundwerte nicht mehr übereingestimmt haben oder das gemeinsame Ziel einfach nicht (mehr) vorhanden war. Und weil ich keine andere Möglichkeit gesehen habe damit umzugehen. Ich finde es dann aber besser aus Ehrlichkeit zu gehen, als dem anderen noch Loyalität „vorzugaukeln“ oder aus einem „Verplichtungsgefühl“ zu bleiben.

 

4. Ende der Beziehung/Freundschaft = Ende der Loyalität?

Für viele scheint das Ende einer Beziehung/Freundschaft auch das Ende der Loyalität zu bedeuten, weil es oft mit einem Vertrauensverlust zusammenhängt.
Ich hingegen finde, dass ein gewisser Teil der Loyalität bestehen bleiben sollte. Dieser äußert sich dann jedoch in Form eines Schweigens über die Geheimnisse, die der andere mit einem geteilt hat. Ebenso gehört für mich dazu, dass man über den anderen nicht schlecht redet.
Da die meisten Enden jedoch mit einer Enttäuschung und Verletzung einhergehen, zu der sich im schlimmsten Fall auch Wut gesellt, stirbt die Loyalität eher mit dem Ende.

 

5. Konflikt: Loyalität anderen gegenüber = loyal zu sich selbst?

Hierzu nur ein paar Zitate, Fragen und Beispiele zum Nachdenken…

„Denn bei aller Loyalität anderen gegenüber, dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch Raum für uns selbst brauchen. Um unser Ding zu machen. Um unabhängig zu bleiben. Denn wenn wir uns selbst aus den Augen verlieren und immer nur loyal für andere da sind, raubt uns dies langfristig die Kraft, die wir genau dafür brauchen.“
[Loyalität hat Vorrang – petra-apotheke-kl.de]

Bin ich mir selbst gegenüber automatisch immer loyal, wenn ich es zu anderen bin? Kann ich anderen gegenüber denn loyal sein, wenn ich es nicht zu mir selbst bin? Was bedeutet es überhaupt, „sich selbst gegenüber loyal zu sein“?

Beispiel 1.: Wenn ich dazu neige, nie nein zu sagen, mir keine Auszeit nehme und meine Bedürfnisse tendenziell hinten anstelle, bin ich zwar anderen gegenüber äußerst loyal, und immer für sie da, aber mir selbst könnte das alles zu viel werden und mich auf Dauer belasten. Demnach wurde zum einen aus der Loyalität ein „Verpflichtungsfefühl“ und zum anderen bin ich mir selbst gegenüber nicht loyal.

Beispiel zwei: Jemand wird Arzt, weil seine Eltern es wollen. Er selbst hätte vielleicht aber ganz andere Vorstellungen von seinem Leben. Ist er den Eltern gegenüber loyal? Ja. Sich selbst? Nein!

Doch bin ich wirklich automatisch illoyal, wenn ich nicht gemäß den Erwartungen anderer handle und auch mal meinen eigenen Weg gehe und meine Bedürfnisse wahrnehme?

„Zum einen sind loyale Menschen vor allem ihren eigenen Prinzipien treu. Das ist die Grundlage für loyales Verhalten: Sie halten stets an ihren Grundsätzen und dem fest, was sie für richtig halten.“
[Loyale Menschen: Den eigenen Prinzipien treu sein – gedankenwelt.de, 28.10.2019]

 

Ihr seht, ich habe mir viiiiiele Gedanken gemacht, den Begriff regelrecht auseinandergenommen und festgestellt, dass er doch nicht so einfach zu definieren ist…bzw. dass es wohl eher eine „ethische“ Frage ist, was wir darunter verstehen.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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6 Kommentare        

Interessante Gedanken.

Ich kenne zwar den Begriff und kann die Bedeutung auch einordnen. Dies ist aber eines der Wörter, bei denen ich mich schwer tue, eine Definition selber zu definieren oder dies gar in Form von Synonymen in einzelne Wörter zu packen.

So intensiv habe ich mich damit noch nicht beschäftigt, weil mir selber wohl zumindest bei klassischen Freundschaften die dafür nötigen engen Bindungen zu anderen fehlen. Aber auch bei Familie sowie der vergangenen Beziehung kann ich mich nicht daran erinnern, mit der Loyalität gehadert bzw. in Konflikt geraten zu sein. Denn wenn mensch sich nicht „philosophisch“ bzw. grundsätzlich mit dem Thema beschäftigt, wird mensch sich wohl eher selten dessen bewusst.

Ja, Loyalität und Ehrlichkeit eng beisammen zu sehen, halte ich auch für sinnvoll.

Ohne konkrete Beispiele empfinde ich es aber als schwierig, Lügen aus Loyalität pauschal zu verteufeln. Wobei ich erst an eine andere Art Lügen dachte, die in dem von dir verlinkten Beitrag nicht gemeint war: Das Lügen innerhalb der Gruppe bzw. dem Freund gegenüber. In dem Beitrag ging es aber (sowei tich das verstanden habe) um das Lügen außerhalb der eigenen Gruppe zum Wohle eben dieser.

Ich selber kann mich nicht daran erinnern, schon einmal in einer solchen Situation gewesen zu sein. Aber: Lügen aus Loyalität außerhalb der Gruppe kann ich nachvollziehen, sofern dies nicht zum Nachteil anderer ist (etwa, indem durch die Behauptung, der Teamkollege hätte keinen Regelverstoß begangen, das eigene Team besser dasteht als ein anderes).

Innerhalb der Gruppe, also z.B. einem*r Freund*in gegenüber könnte es mir wohl auch passieren, dann aber weniger aus Loyalität als wegen meines Harmoniebedürfnisses – oder anders formuliert: aus Feigheit.

Loyalität als Verpflichtung kommt mir auch befremdlich vor.

Ja, loyale Werte ergeben sich wohl vor allem indirekt durch gemeinsame Erfahrungen und Gespräche. Wenn Loyalitätskonflikte mit den eigenen moralischen Vorstellungen auftreten, wäre es wohl sinnvoll, dies anzusprechen.

Denn wenn mensch sich nicht „philosophisch“ bzw. grundsätzlich mit dem Thema beschäftigt, wird mensch sich wohl eher selten dessen bewusst.

Ja, da hast du wohl recht…die meisten denken darüber gar nicht nach oder zumindest so intensiv…

Und was das Lügen angeht, habe ich noch mal nachgedacht… Ich empfinde es in jeglicher Hinsicht als falsch zu lügen und daher die Vorstellung, lügen zu müssen als sehr belastend. Ich habe auch ein großes Harmoniebedürfnis, mag aber gleichzeitig Unausgesprochenes zwischen einem Menschen und mir gar nicht. So schaffe ich es vielleicht zunächst, mich auch aus Feigheit um etwas zu drücken, aber dennoch muss ich einfach das Belastende irgendwann loswerden.
Aber schweigen kann ja auch eine Form von Unehrlichkeit sein und es es gibt einige wenige Situationen in meinem Leben bei denen ich die Wahrheit für mich behalte, um niemandem zu schaden oder mich rauszuhalten, weil es eben um eine Dritte Person geht. Wohl ist mir allerdings dabei auch nicht und ich hoffe, dass mich niemals jemand fragt und ich dann wirklich lügen müsste (also mit Worten). Ich kann mir das so gar nicht vorstellen. Vermutlich würde ich einfach anfangen zu weinen… oder zu lachen… oder beides… ^^‘

Hallo Lui!

In der Tat ein interessanter Begriff, der alles andere als einfach zu definieren ist. Ich denke daher auch eher, dass der Umgang damit auch vielen anderen Menschen alles andere als klar ist.

Loyalität scheint eine gewisse Vielfältigkeit inne zu haben, eine Form der Unschärfe sozusagen, da bleibt immer ein gewisser Raum für Interpretationen, das ist einfach nichts Absolutes.
In meinen Augen ist Loyalität vor allem keine Einbahnstraße und Loyalität gilt nicht nur anderen, sie gilt auch einem selbst, was man dann vielleicht als Integrität bezeichnen würde. Wenn es heißt, dass es bei Loyalität um gemeinsame (höhere) Ziele und Werte geht, die auch mal von den eigenen abweichen können, dann wird man nicht drum herum kommen, eigene Grenzen zu definieren, wie weit man da persönlich gehen möchte. Man muss sich sicherlich in einem Konfliktfall auch die Frage stellen, ob es dabei tatsächlich um eben jenes gemeinsame höhere Ziel geht. Vielleicht stellt man dann aber fest, dass dieses gemeinsame höhere Ziel gar nicht vorhanden ist, sondern dass in Wahrheit die rein persönlichen Wertvorstellungen unvereinbar aufeinander prallen und zwar solange, bis eben jene Toleranzgrenze erreicht wird, ab der man nicht mehr bereit ist, das Geschenk der Loyalität weiter anzubieten.

Auch Integrität ist kein einfacher Begriff, die Bereitschaft zur Loyalität (und deren Grenzen) aber kann ein guter Spiegel sein, vor allem für einen selbst, wie es um die eigene Integrität bestellt ist. Wichtig scheint mir in diesem Zusammenhang auch zu sein, dass man sich hinterfragt und dass man nicht unbewusst Loyalität zum Selbstzweck (z.B. zur Kompensation von Komplexen usw.) betreibt. Die vielfältigen Formen kognitiver Verzerrungen lassen erahnen, wie schnell das passieren kann.

Ein absolutes ’no go‘ ist aus meiner Sicht, wenn Druck ausgeübt wird, was ja auch passiv oder gar in manipulativem Sinne (z.B. emotionale Erpressung, Gruppenzwang u.ä.) passieren kann. Auch hier ist das Thema Selbstachtung/Selbstwert bei der Beurteilung der eigenen Integrität von großer Bedeutung, damit man nicht zum Spielball anderer wird, die alleine die eigenen Interessen interessieren.

Ganz liebe Grüße!
Observer

Hallo Observer,

danke für deinen ergänzenden Kommentar!

Ja, da hast du recht. Diese Werte und Ziele muss man erst einmal für sich selbst definieren und auch die „Grenzen der Akzeptanz“…
Und gleichzeitig werden mir diese Dinge manchmal erst im „Aufeinanderprallen“ mit anderen bewusst(er). Es geht zwar etwas kaputt, aber nur in der Beziehung zu der Person, die vielleicht sogar endet. Aber es sollte nichts in mir kaputt gehen. Denn wie du so gut erkannt hast, hat man die Chance am Ende nicht nur ein klareres Bild vom anderen, sondern auch von sich selbst zu bekommen!

Ganz liebe Grüße auch an dich!
Lui

Manche scheint die Loyalität auch komplett blind zu machen vor der Realität oder wie Verliebte alles durch eine rosarote Brille sehen. Egal, was sie beruflich zum Thema „journalistische Grundsätze“ gelernt haben.

Pass auf, dass du nicht im Strahl kotzt, wenn du dir diesen Beitrag ebenfalls durchliest ?

Aber ja, traurig aber wahr, immerhin verschweigt er diese Voreingenommenheit nicht. Das scheint zumindest für ihn wohl der Weg zu sein, keinen Konflikt in seiner Loyalität sehen zu müssen. Es sich einfach alles schön zu reden: Ist ja alles gut, ich kenn ihn als feinen Kerl, der ist wirklich ein ganz Lieber … ?

Hab mir beides durchgelesen…
Ein gutes Beispiel für (eine in unseren Augen sehr negative Form von) Loyalität, wenn man zu jemandem steht, obwohl er aktuell das Feindbild Nummer 1 und man dazu noch „journalistische Grundsätze“ missachtet. Wobei man die Bild aber auch nicht als „Journalismus“ bezeichnen kann…

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