Eins nach dem Andreas

Mein Problem als Chaotin mit ADS ist, dass mir oft einfach viel zu viel im Kopf herumspukt und mich somit auch belastet. Ich bin zudem leider auch noch total ungeduldig und will immer alles gleich und auf der Stelle erledigen, damit die nervigen Gedanken endlich aus dem Kopf verschwinden. Ansonsten ist das wie eine Schalplatte, die immer hängt, dann kurz weiterläuft, dann wieder hängt, wieder weiterläuft usw. Das ist das bittere Los, wenn sich das Gehirn einfach nicht entscheiden kann, was unwichtig ist und was nicht und sich mit jedem Gedanken 10 weitere auftun..
Damit ich das alles auf einem erträglichen Level halten kann, habe ich mich dazu entschlossen über die verschiedenen Techniken zur Bewältigung des Alltags zu schreiben, die ich so mitbekommen habe. Vielleicht interessiert das hier ja den ein oder anderen.

 

Normalerweise hat die oberste Priorität vor allem, dass man immer nur EINE Sache macht und sich auf diese vollkommen konzentriert. Ich hingegen frühstücke, checke Mails und schminke mich nebenher an echt stressigen Tagen, was allerdings diese Tage noch stressiger macht. Man nimmt zwar an, dass man Zeit spart, aber in Wahrheit kostet es zusätzliche Zeit, alles zur gleichen Zeit machen zu wollen, denn man bringt nichts davon wirklich fertig und schon gar nicht halbwegs gleichzeitig.

Aber wohin dann mit den Gedanken über Erledigungen, die wenige Zeit, Termine, Anrufe, E-Mails beantworten,…? Diese ganzen Dinge wollen ja irgendwie in einen Alltag hineinpassen und müssen somit geplant werden. Und ich wäre nicht ich, wenn ich das nicht auf akribischste Weise tun würde. Alles muss auf die Minute genau durchdacht werden. Und so denke ich…und denke ich…und denke ich…und zu schlechten Zeiten verlässt mich da dann „logischerweise“ die Motivation, weil ich zu dem Schluss komme, dass all das sowieso keinen Wert mehr hat und ich nur noch dazu da bin, irgendwelche Dinge zu erledigen..

Aber soweit will ich es ja nicht mehr kommen lassen!
Also… was tue ich dagegen?
Zuerst versuche ich wirklich alles halbwegs Wichtige aufzuschreiben. Das, was ich sofort oder eben an bestimmten Tagen erledigen sollte, verteile ich dann über Wochentage, die unter der Liste stehen und versuche es auch wirklich an diesen Tagen zu erledigen. Das verschafft einen Überblick, den man ansonsten womöglich nicht hat. Sobald dieser Zettel(mit hoffentlich ganz vielen abgehakten Punkten) zu unübersichtlich wird, schreibe ich ihn noch mal neu.
Wenn man auf diese Weise die ersten superwichtigen Aufgaben mal erledigt hat, fühlt man sich gleich besser. Das Gute ist, dass man mit irgendeinem Punkt immer beginnen kann, egal wie tief unten man sich auch fühlen mag. Man kann jederzeit den Faden wieder aufnehmen, je früher desto besser! Natürlich ist es am besten, ihn gar nicht erst zu verlieren, aber das kann jedem mal passieren.
Mir hilft diese Kombination aus To-Do-Liste und Wochenplaner jedenfalls sehr, denn wenn etwas auf einem Zettel steht, wird mein Kopf wieder freier oder fühlt sich zumindest etwas so an. Natürlich gibt es aber auch Dinge, die einfach viel zu lange darauf herumstehen und die ich nicht so wirklich gebacken bekomme und das ist dann wirklich frustrierend.

Eine gute Zusatzmethode hierfür ist das bewusste Festlegen von so einer Tätigkeit am Abend zuvor für den nächsten Tag. Es sollte wirklich etwas sein, das den inneren Schweinehund mal so richtig fordert. Man kann dabei auch klein anfangen, z. B. mit einem Telefonat, das man schon seit langem aufschiebt, und sich dann steigern. Und wenn man sich das ganze schriftlich notiert, kommt man in den Genuss, es abhaken zu können, wenn man es erledigt hat. Das ist ein gutes Selbstdisziplintraining und funktioniert anfangs auch am besten mit kleinen Belohnungen wie zum Beispiel etwas Süßem oder was man eben so mag. Das sollte jedoch bewusst geschehen, damit das Gehirn auch den Zusammenhang erkennt. Sinnvoll ist es also wenn man sich die Belohnungen ebenfalls notiert.

Ich weiß aus Erfahrung, dass die meisten sich zurückziehen, wenn es richtig stressig wird. Besonders Menschen, die eine psychische Krankheit haben, kapseln sich da eher ab und bitten dann auch niemanden um Hilfe. Doch man setzt sich selbst dadurch einem enormen Druck aus, wenn man annimmt, dass man alles alleine bewältigen muss.
Das ist aber falsch. Denn der Mensch braucht andere Menschen. Egal, ob es sich dabei um Kleinigkeiten handelt, wie einen Schrank zusammenbauen, oder ob man mit einem Problem nicht weiterkommt. Wer nur in seiner Sichtweise lebt, ist blind für Millionen andere und steigert sich auch schneller in etwas Negatives hinein ohne es zu merken.
Nun gut, ich gebe zu, dass ich selbst auch nicht angetan davon bin, jemanden um Hilfe zu bitten. Das liegt daran, dass ich mich dann so nervig und abhängig fühle, was ich extrem hasse, weil ich doch selbstständig sein will. Paradoxerweise erledige ich dafür umso lieber Dinge für andere und helfe. Warum, das weiß ich nicht. Vermutlich, um mich irgendwie „gut“ und „besser“ zu fühlen. Denn ich selbst nehme nicht an, dass sich andere darum scheren, ob ich Hilfe brauche oder nicht…

…aber das nur am Rande. Mr. Chocolate zum Beispiel habe ich auch nicht um Hilfe gebeten. Aber da er gemerkt hat, dass ich ohne seine Hilfe aufgeschmissen bin, nimmt er sich einfach Aufgaben, die ich erledigen sollte. Es ist entlastend für mich, fühlt sich manchmal aber irgendwie auch falsch und unangenehm an. Im Grunde jedoch ist es richtig, denn er ruft Leute an und erledigt Dinge, die ich nun mal nicht erledigen kann, da ich den ganzen Tag arbeite.

Ich denke dabei immer: Aaah, ich muss das alles alleine schaffen! Ich soll doch selbstständig sein! …

Er sieht es so: Hauptsache, die Dinge werden erledigt!

Sich ab und zu helfen zu lassen ist also gar nicht mal so verkehrt, wie man immer annimmt. Man nervt niemanden damit. Oder nerven euch Menschen, denen ihr helft?

Und falls ihr euch manchmal überfordert fühlt und alles verflucht, solltet ihr eins bedenken:

Ohne diese ganzen Stolpersteine, Aufgaben und Probleme wäre das Leben langweilig. Mit Sicherheit denkt ihr jetzt, man kann auf das ein oder andere Problem oder eine nervige Erledigung verzichten, aber im Nachhinein wächst man an den Aufgaben und entwickelt sich an Herausforderungen weiter, egal ob man sie nun alleine oder gemeinsam bewältigt.

Das ist das Leben! Und ab und zu zurückfallen darf man, solange man nicht stehen bleibt. ; )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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4 Kommentare        

Fühle mich in den letzten Zeilen sehr direkt angeschrieben 🙂 Ich gebe dir Recht, jeder geht mit solchen Situationen anders um. Und ich glaube dir, was du über dich schreibst und würde es nie wagen, darüber zu urteilen.
Zum einen weil ich davon vieles selbst gut kenne, zum anderen weil wir eben alle Individuen sind. Ich z.B. ziehe mich bewusst zurück, um erstens, keinem weh zu tun, zweitens um mir das Hirn frei zu machen. Wie dir auch gefällt es mir nicht, abhängig zu sein, schon gar nicht von anderen Menschen.
Wenn man einen Partner hat (wie du) ist das etwas anderes. Dann kann ich auch deine Sorgen, Freuden oder Empfindungen nachvollziehen.
Solange du aber alleine bist, wirst du auch stets so handeln.

Wie dem auch sei, bin begeistert von den neuen Einträgen 🙂
Weiter so liebes, hoffeich komme auch mal wieder so in fahrt was das Schreiben betrifft.

Danke für deinen lieben Kommentar! Aber so in Fahrt bin ich gar nicht. Ich wollte vieles schon lange geschrieben haben und habe es vor mich hergeschoben. 2013 wollte ich nämlich wieder ohne „Altlasten“ bloggen und auch mal in der Zeit bleiben, wie bei einem echten Tagebuch eben. : ) Und ich schreibe gerade solche Artikel gerne, weil sich mein Leben und meine Prioritäten im Laufe der Jahre doch stark verändert haben und ich im Gegensatz zu früher nun arbeite und daher nicht allzu viel erlebe (bzw schreibe ich darüber nicht).

einen artikel von dir gelesen und mich gleich wieder daran erinnert, woher meine abneigung gegenüber blogs kommen.
was fürn schwachsinn.
und ja, bitte lösch diesen kommentar, damit du schneller mit der negativen kritik abschließen kannst. ist ja auch immer son bisschen peinlich, verständlicherweise.
vielleicht bekommst du dein ADS ja besser in den griff, wenn du erwachsen geworden bist. ansonsten ist es ja auch immer sehr schön, im herzen kind zu bleiben, hab ich mir sagen lassen.

Ich bezweifle, dass du noch einmal meinen Blog besuchen und somit diesen Kommentar lesen wirst, aber ich antworte dir trotzdem…
Dies ist nicht mein bester Artikel, ich weiß. Vielleicht sollte ich ihn noch einmal überarbeiten, damit der Text wieder fließender wird… Natürlich wird dich das trotzdem nicht für Blogs begeistern, aber das will ich auch gar nicht. Das ist deine Einstellung und wenn du dich da festgelegt hast, werde ich dich nicht umstimmen. Bedenke jedoch, dass es echt viele verschiedene Blogs gibt, wobei meiner eher unterhalb mittlerer Qualität liegt. Die oberen haben sich festgelegt auf Themen und füllen damit die Buchhandlungen, wenn sie Glück haben.
Und mir ist das nicht peinlich, du hast das noch relativ nett formuliert. Hab schon Schlimmeres gehört. ^^

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